Die Adventszeit – eine Zeit des Zusammenseins, der Vorfreude und kleiner Rituale: Plätzchen werden gebacken, Lichterketten bringen Häuser zum Strahlen, Weihnachtsfilme werden geschaut und altbekannte Lieder erfüllen die Wohnzimmer mit Leben. In dieser stimmungsvollen Vorweihnachtszeit war es also umso passender, dass das Göttinger Symphonie Orchester am 15. Dezember mit der Märchenoper »Hänsel und Gretel« ein Konzert für die ganze Familie anbot. Zahlreiche Kinder betraten mit großer Neugierde die Stadthalle, dicht gefolgt von ihren Eltern, Großeltern oder anderen Begleitpersonen, um in die märchenhafte Welt dieser Geschichte einzutauchen.
Die konzertante Opernfassung zusammengestellt von Patrick Rohbeck und von Engelbert Humperdinck komponiert, umfasste vier Singstimmen, darunter Julia Danz als Gretel, Lena Spohn als Hänsel, sowie Monica Mascus als Hexe und Laura Barthel als Sand- bzw. Taumännchen. Doch auch ein Erzähler durfte nicht fehlen – diese Rolle übernahm am 3. Adventsabend Patrick Rohbeck selbst. Heiter und energiegeladen betrat er die Bühne und zog direkt die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Man spürte sofort, dass er eine besondere Gabe besitzt, Kinder zu begeistern und sie auf das Konzert einzustimmen. Seit über 20 Jahren moderiert er deutschlandweit viele Kinder- und Familienkonzerte, welche ihm eine besondere Herzensangelegenheit sind.
Rohbeck lud die Kinder ein, mit viel Fantasie die Szenarien vor ihrem inneren Auge entstehen zu lassen, da das Bühnenbild aufgrund der Möglichkeiten minimal gehalten war. Ein Tisch, zwei Stühle und ein Besen – mehr benötigte es nicht, um die Welt von Hänsel und Gretel lebendig werden zu lassen. Bemerkenswert war vor allem, dass die Beteiligten lediglich drei Stunden gemeinsame Probezeit zur Vorbereitung hatten. Es gelang ihnen dennoch mit beeindruckendem Engagement und spürbarer Leidenschaft ein stimmiges und märchenhaftes Konzert auf die Beine zu stellen.
Spielerisch und mit viel Humor erklärte Rohbeck den Kindern, was eine Oper ausmacht und was sie in den nächsten knapp 70 Minuten erwarten würde. Die Ouvertüre – nicht zu verwechseln mit der „Ofentüre“ wie der Erzähler klarstellte – läutete durch die Blechblasinstrumente und Perkussion direkt eine feierliche Stimmung ein, die durch die Streichinstrumente abgerundet wurde. Doch auch Hänsel und Gretel ließen nicht lange auf sich warten, nachdem sie von den Kindern lautstark auf die Bühne gerufen worden waren. Durch die Darbietung »Brüderchen komm tanz mit mir« der beiden Hauptsängerinnen wurde direkt die verspielte geschwisterliche Beziehung der beiden dargestellt, in der die begleitenden Eltern mit Sicherheit auch ihre eigenen Kindern wiederkennen konnten.
Es begann ein aufregendes Spiel von Gesang, Orchester und Erzählstimme, wodurch die Atmosphäre perfekt eingefangen wurde. Ob es nun die bedrohlichen Klänge des Orchesters beim Erwähnen der Knusperhexe waren oder die sanften Melodien beim Einschlafen der Kinder im Walde - das Orchester bot über den gesamten Zeitraum eine kraftvolle und eindrückliche Begleitung, die vor allem in Verbindung mit dem klangvollen Gesang der Darstellerinnen dem Märchen Leben einhauchten.
In Erinnerung bleibt sicherlich auch der Auftritt der Hexe, die die beiden Geschwister verzauberte und mit ihrem Besen durch das Publikum ritt. Trotz des düsteren Tons der Musik, war es letztlich doch der Mut und der Zusammenhalt von Hänsel und Gretel, der triumphierte, sodass die Knusperhexe selbst in einen Lebkuchen verwandelt wurde und die beiden fröhlich nach Hause gehen konnten. Als Patrick Rohbeck sodann das Ende der Oper verkündete, applaudierten Jung und Alt lautstark. Es war ein Ausdruck der Freude und Erleichterung darüber, dass das Märchen ein gutes Ende genommen hatte und der Abend nun in besinnlicher gemeinsamer Zeit ausklingen konnte.