Meine Bestellungen

Ihr aktueller Status:

Sie sind Gast auf dieser Seite.

Registrieren Sie sich, um Ihren Status zu ändern.
Bestellen Sie einen Tageszugang oder ein Abonnement, um alle Funktionen freizuschalten und alle Texte lesen zu können.

Willkommen im Kulturportal vom Kulturbüro Göttingen. 

Hier finden Sie Termine und Nachrichten aus dem Kulturleben der Region. 
Ihre Möglichkeiten als Benutzer:in auf dieser Seite sehen Sie, wenn Sie auf das Menü rechts klicken. (Die drei kleinen schwarzen Balken)

Warum kann ich diesen PLUS-Artikel lesen?

PLUS-Artikel sind Texte, für die eine freie Mitarbeiterin oder ein freier Mitarbeiter bezahlt wird. Die Umsätze unserer Abonnent:innen dienen zur Finanzierung dieser Leistung.

Auch die Veranstalter als Partner des Kulturbüros tragen zum Beispiel mit ihren Anzeigen zu dieser Finanzierung bei. In diesem Fall hat das Deutsche Theater Göttingen eine PLUS-Partnerschaft übernommen, damit Sie diesen Text lesen können.

Passend zu diesem Text

  • Wenn nicht nur die Visionen in Trümmern liegen

    Informationen
    »Vor Sonnenaufgang« von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann
    erschienen am 08 März 2023
    Anna Paula Muth Bastian Dulisch Deutsches Theater Erich Sidler Florian Eppinger Gabriel von Berlepsch Gaia Vogel Rebecca Klingenberg Roman Majewski
  • Vorverkaufsstart für das Gastspiel »Pah-Lak«

    Informationen
    Vorstellung am 3. Juni im dt.1
    erschienen am 05 März 2023
    Deutsches Theater
  • Informationen
    Premiere »Vor Sonnenaufgang« im Deutschen Theater

    Erodierende Familienenklave

    Informationen
    Gespräch mit Bühnenbilder Jörg Kiefel
    erschienen am 03 März 2023
    Deutsches Theater Jörg Kiefel Szenenwechsel
  • Informationen
    dt.2 Premiere »Mitwisser«

    Eine Kartographie der Mitwisserschaft

    Informationen
    Gespräch mit Regisseurin Selina Girschweiler
    erschienen am 23 Februar 2023
    Deutsches Theater Selina Girschweiler Szenenwechsel
  • Verzaubert und bewegt

    Informationen
    »Infinita« - Vom Anfang und Ende
    erschienen am 21 Februar 2023
    Deutsches Theater Familie Flöz Göttinger Figurentheatertage
  • Informationen
    DT-2 Premiere »Pirsch«

    Vom Opfer zur Jägerin

    Informationen
    Gespräch mit Regisseurin Christina Gegenbauer
    erschienen am 29 Januar 2023
    Christina Gegenbauer Deutsches Theater Szenenwechsel
  • Informationen
    DT- Premiere »Hedwig and the Angry Inch«

    Queeres Kultmusical

    Informationen
    Gespräch mit Regisseurin Sarah Kurze
    erschienen am 26 Januar 2023
    Deutsches Theater Sarah Kurze Szenenwechsel
  • Leidenschaftlich couragiertes Ensemble

    Informationen
    Premiere »Zerstörte Straßen«
    erschienen am 14 Dezember 2022
    Daniel Mühe Deutsches Theater Jenny Weichert Marco Matthes Nathalie Thiede Niklas Ritter Paul Trempnau Tara Helena Weiß
  • Informationen
    Premiere »Die Frau in Schwarz« im Deutschen Theater

    Eine Odyssee für zwei Schauspieler

    Informationen
    Gespräch mit Regisseur Georg Münzel
    erschienen am 09 Dezember 2022
    Deutsches Theater Georg Münzel Szenenwechsel
  • Der Krieg findet überall statt

    Informationen
    Gespräch mit Regisseur Niklas Ritter
    erschienen am 08 Dezember 2022
    Deutsches Theater Niklas Ritter
Information
PLUS-Artikel - freigegeben für alle Leser:innen
Deutsches Theater

Theaterfantasie für zwei Schauspieler

Information
»Die Frau in Schwarz« auf der DT-X Bühne
Rezension von Tina Fibiger - Erschienen am 15.Dezember 2022

Eine Rätselhafte Geschichte feierte im Keller des Deutschn Theaters Premiere. Kulturbüro-Autorin besuchte das Stück, in dem Ronny Thalmeyer und Roman Majewski mit vielen Klischees jonglieren.

Das klingt nach einer wenig unterhaltsamen Geschichte, die Ronny Thalmeyer da ankündigt. Roman Majewski klingt auch nicht gerade begeistert von den ersten Sätzen und dem Manuskript, mit denen sein Schauspielkollege da kämpft, und mäkelt über den Stil und den Satzbau. Was das mit dem angekündigten Stück »Die Frau in Schwarz« zu tun hat, lässt sich zunächst nur vermuten. Vielleich handelt es sich ja um eine etwas eigenwillige Theaterprobe, die Georg Münzel für die DT-X Bühne inszeniert hat, und nicht um die Dramatisierung eines Romans von Susan Hill, die für ihre mystisch grundierten Erzählungen von ihrer Leserschaft gefeiert ist. Aber wie das bei rätselhaften Geschichten so ist, darf sich auch das Publikum im DT-Bistro Keller überraschen lassen; von zwei Schauspielern, die sich auch auf Theaterfantasien verstehen, und von einer geisterhaften schwarzen Gestalt, die sich auch in der Bühnenfassung von Stephan Mallatratt vor allem in Schweigen hüllt.

Es wird noch einige unsanfte, komische und erheiternde Unterbrechungen geben, bis sich Ronny Thalmeyer und Roman Majewski auf dramatisch historische Spurensuche in das britische Marschland um 1900 begeben, wo schon die nebelige Wetterlage immer wieder Gruselstimmung aufkommen lässt. Dafür ist allerdings zunächst ein kleiner Rollenwechsel fällig. Zunächst will Ronny Thalmeyer als auf das Erbrecht versierter Anwalt Arthur Kipps offenbar endlich eine Geschichte preisgeben, die ihn schon so lange quält. Bei der soll ihm Roman Majewski in der Rolle des spiel- und rezitationserfahrenen Profis bei Seite stehen. Dann sind endlich alle kritischen Anmerkungen abgehakt und sogar ein paar launige Shakespeare Zitate, so dass der dramaturgische Besserwisser jetzt den Part des Erzählers übernimmt und einen Miterzähler an seiner Seite hat, der alle weiteren Figuren spielt, die an der Geschichte um die Frau in Schwarz beteiligt sind.

Ein junger, aufstrebender Anwalt soll das Testament einer Mrs. Drablow vollstrecken, die in einer ziemlich angelegenen Region in einem ebenso abgelegenen Haus lebt, das nur bei Ebbe erreichbar ist. Die beiden Chronisten in ihren historischen Kostümen im Stil des viktorianischen Zeitalters müssen sich im Bündnis mit Regisseur Georg Münzel und Bühnenbildnerin Lisa Marlen Hartling einiges einfallen lassen. Schließlich wollen die vielen Schauplätze auf ihrer rätselhaften Odyssee auch angemessen zur Wirkung kommen. Sie haben dafür nur ein paar Stühle und eine Holzkiste zur Verfügung, aber damit ist eine Bahnreise ebenso möglich wie eine Kutschfahrt und ein Ritt, während es rattert und zuckelt oder aus den Lautsprechern quietscht und pfeift. Und warum sollte es sich auf Holz nicht ebenso alptraumgefährdet schlummern lassen wie auf einem historischen Plüschsofa mit vielen Kissen.

Als Frau in Schwarz hat Cornelie Hildebrandt immer wieder ein verschleiertes waches Auge auf das Publikum und ganz besonders auf den Testamentsvollstrecker, der die Warnungen der Marschlandbewohner nicht ernst nimmt. Sie alle wissen um den bösen Fluch, der auf Mrs. Drablows verlassener Villa zwischen Nebelbänken, Schlammlöchern und Flutwellen lastet; der Hotelwirt ebenso wie der Kutscher und der lokale Agent für Erbschaftsangelegenheiten. Dann nimmt das Unheil seinen Lauf in vielen gespenstischen Augenblicken, mit bösen Ahnungen und tragischen Entdeckungen, die sich oft auch musikalisch mit geheimnisvoll düsteren Sounds ankündigen. Ein bisschen durfte auch die DT-Requisite hinter der verschleierten Bühnenrückwand zaubern, wo ein verlassenes Kinderzimmer des Rätsels tragische Lösung birgt, das sich bald darauf in einer Schatulle mit alten Briefen bestätigt.

In zeitgenössischen Fantasy-Erzählungen mag es fantastischer, aufregender und abenteuerlicher zugehen als in einer Geschichte mit historischen Figuren, klassischen Spukgestalten und den finsteren Flüchen, die sie verbreiten. Um so mehr fasziniert dieser Abend als Theaterfantasie für zwei Schauspieler, die mit ihren Figuren aus ihrem kreativen Fundus schöpfen können. Wenn sich Stephen Mallatratt mit der Frau in Schwarz zunächst seinen unterhaltsamen Reim auf vermeintliche Bühnenprofis und hilflose Laien macht, jonglieren Ronny Thalmeyer und Roman Majewski vergnügt mit vielen schönen Klischees. Aber dann erzählen sie eben auch, wie der vermeintlich unsichere Chronist der Ereignisse in der Gestaltung der vermeintlichen Nebenfiguren aufblüht und sein scheinbar so versierter Mitspieler sich so in die Figur des Erzählers vertieft, als sei sie real und nicht bloß eine literarische Fantasie. So kann sich das Publikum mit einem erleichterten Arthur Kipps in das Finale seiner Geschichte und diese Theaterfantasie mit mystischen Zutaten schwärmen. „Es war, als hätte ich mir selbst zugeschaut“.

»Die Frau in Schwarz« von Susan Hill und Stephen Mallatratt feierte am 11. Dezember 2022 seine Premiere im Deutschen Theater Göttingen. Weitere Vorstellungen stehen am 18. Dezember, am 11. und am 22. Januar 2023 auf dem Spielplan.