Wie konnte das passieren? Da endet eine Ära: Nach zehn überaus erfolgreichen Jahren hat Tobias Wolff Göttingen verlassen. Man mag sich die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen ohne ihn kaum vorstellen. Das ist vielleicht auch noch nicht notwendig, denn zu den in den Herbst 2021 verschobenen Festspielen wird er natürlich zu Gast sein. Aber dennoch wäre eine große Party zum Abschied, allerlei bewegte und bewegende Reden und viele Dankesworte angebracht. Wie konnte es passieren, dass Tobias Wolff so klammheimlich die Stadt verlassen hat?
Natürlich wissen wir, warum es keine Party hat geben können. Aber dennoch schmerzt es, eine solche Persönlichkeit für die Stadt Göttingen zu verlieren. Wir können ihm gegenüber nur sehr, sehr dankbar sein. Unvergessen sind seine Einführungsvorträge, seine Übersetzungen aus dem Englischen, seine Händel-Talks (von denen er zum Digitalen Festival noch ein paar gestalten durfte). Die Reihe „Im Bett mit…“ im Schaufenster von Betten-Heller waren immer kleine Höhepunkte zu den Festspielen.
Die zahlreichen persönlichen Begegnungen waren stets bereichernd. Persönlich unvergessen ist für mich der Hallelujah-Flashmob auf dem Marktplatz während der Festspiele 2012.
Man kann der Oper Leipzig nur gratulieren – und ich freue mich auf bevorstehende Besuche bei dem neuen Intendanten in seiner Wahlheimat Leipzig. Hier war er auch in den letzten zehn Jahren zuhause.
Am 24. Mai stand Wolff auf dem Göttinger Bahnhof und wartete auf seinen Zug, der ihn Richtung Leipzig fahren sollte. „Nach der langen Phase der Übergabe möchte man meinen, dass mir der Abschied nicht mehr schwerfallen dürfte. Nun überfällt mich aber doch ein heftiger Sturm der Gefühle“, schrieb Wolff auf seiner Facebook-Seite. Und wer ihn kennt, weiß genau, dass das stimmt.
Wir alle hätten ihm reinen rauschenden Abschied gewünscht. Schließlich hinterlässt Tobias Wolff ein „wohlbestelltes Haus“. Dazu gehört auch, dass sowohl ein Nachfolger für den künstlerischen Leiter Laurence Cummings gefunden wurde – ab 2022 übernimmt George Petrou dieses Amt. Auch Wolff selbst konnte den Staffelstab getrost weitergeben. Mit Jochen Schäfsmeier wurde ein absolut kompetenter Nachfolger gefunden.
Lieber Tobias – auf diesem Wege wünsche ich Dir alles Gute! Ich bin Dir sehr dankbar für die Freundschaft, für die letzten zehn Jahre, in denen Du die Festspiele hast glänzen lassen. Für die vielen Begegnungen und gemeinsamen Erlebnisse – zu denen gehört auch das legendäre Fußballspiel des FOG, bei dem ich ebenfalls mitwirken durfte.
Für Deinen Start in Leipzig wünsche ich Dir viel Fortune und freue mich auf die erste Premiere unter Deiner Ägide.
Und für den Start in Göttingen wünsche ich Jochen Schäfsmeier ebenfalls alles Gute. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit!