Das Deutsche Theater hat die zweite Hälfte der Spielzeit 2021/22 präsentiert. Intendant Erich Sidler und das Dramaturgie-Team stellten das Programm bis zum Juli vor.
„Mit welcher Haltung gehen wir in die zweite Hälfte der Spielzeit?“ Diese Frage steht für Erich Sidler im Mittelpunkt und ergänzt: „Das Publikum hat ein Anrecht darauf zu erfahren, warum wir etwas tun!“
Letztlich geht es um die Reaktion auf die lange Zeit des Lockdowns. Der Theaterbetrieb wird allmählich wieder hochgefahren, jedoch wird nicht einfach nur zur Tagesordnung übergegangen. „Wenn viele zaudern und zögern – das Theater muss in die Vollen gehen!“
Drei ganz besondere Projekte stehen im Mittelpunkt der kommenden Monate: im Evangelischen Studienhaus in unmittelbarer Nachbarschaft zum Theater entsteht ein Refugium. Regisseurin Antje Thoms und Bühnenbildner Florian Barth richten diesen Ort in Pastellfarben ein und bieten eine „interkollektive Erfahrung der Harmonie“. In den einzelnen Räumen des Gebäudes gibt es eine unmittelbare, persönliche Begegnung des Publikums mit den Schauspieler:innen. Ein Format, das Antje Thoms in verschiedenen Produktionen umgesetzt hat, zuletzt in der „Tankstelle“. Ab 16. April ist diese Uraufführung im Studienhaus zu sehen – immer für eine kleine Gruppe von Zuschauer:innen. Dafür gibt es mehrere Vorstellungen am Tag.
Die Künstlergruppe „Das Prinzip Gonzo“ erschafft in ihren Produktionen ein partizipatives Format des Theaters. Im Deutschen Theater ist dies ab dem 20. April Das letzte Haus, „Ein utopisches Parlament, erdacht vom Ensemble des Deutschen Theaters Göttingen und Prinzip Gonzo“. Auf der Probebühne 4 (die Halle im GVZ in der Güterbahnhofstraße) entsteht ein Raum, in dem die Trennung von Publikum und Ensemble aufgehoben wird. „Wir laden Sie ein zu einem immersiven Erlebnis zwischen Theater, Installation und Simulation – und zur Erprobung einer möglichen Utopie des globalen Gefüges“, heißt es in der Ankündigung der Produktion.
Das dritte Projekt ist ebenfalls „nicht ganz alltäglich“ (Erich Sidler): Pardauz! Schnupdiwup! Klirrbatsch! Raum! lautet der Titel eines Wilhelm-Busch-Bilderreigen von Rebekka Kricheldorf und Hannah Zufall. In seiner Kindheit am Vierwaldstätter See hatte Sidler die Bildergeschichten von Wilhelm Busch bereits kennengelernt, darunter auch die „Fromme Helene“. Und als er zum Deutschen Theater nach Göttingen kam, entdeckte er in Ebergötzen das Treppenhaus wieder, das er als Zeichnungen kennengerlernt hatte. Im Deutschen Theater taucht die Fromme Helene ab dem 24. Juni wieder auf. Gemeinsam mit anderen Held:innen des Volksdichters. Zunächst sind die Figuren überall im Hause anzutreffen, bevor sich diese auf der Bühne des Großen Hauses zu einer Konferenz zusammenfinden. Hier diskutieren sie über ihren Schöpfer Wilhelm Busch und über ihre Bedeutung in der Gesellschaft. Annette Pullen führt in dieser Uraufführung die Regie, Bühne und Kostüme werden von Gregor Sturm entworfen.
Im dt.1 stehen außerdem noch zwei weitere Premieren an: der Jugendroman Nichts. Was im Leben wichtigvon Janne Teller wird in einer Bühnenfassung unter der Regie von Ruth Messing ab dem 11. März auf die Bühne gebracht. Eine Gruppe Jugendlicher macht sich auf die Suche nach Dingen, die im Leben wichtig sind.
Das Drehbuch von Ingmar Bergmans Szenen einer Ehe eignet sich auch für die Bühne. Und so wird der Verfall einer Ehe ab dem 29. April auf der Bühne zu sehen sein, Regie führt Moritz Beichl.
Im dt.2 feiert Der Hund muss raus von Philipp Löhle seine Uraufführung. Löhle wird sein Stück auch selbst inszenieren. Er nennt sein Stück „Ein Suchtstück“, und genau darum geht es auch.
Außerdem inszeniert am 4. Juni Marcel Gisler das Stück Tom auf dem Lande von Michel Marc Bouchard: Tom fährt zur Beerdigung seines Lebensgefährten aufs Land. Dort trifft er auf eine andere Welt mit anderen Werten und Lebensweisen. Es entsteht ein emotional komplexer Psychothriller.
Die Spielzeit wird traditionell vom Theaterfestival DT – Am Puls beschlossen: Die Spielclubs des Deutschen Theaters präsentieren ihre Ergebnisse. Das Motto lautet in dieser Spielzeit „Gezeiten“.