Auch wenn zurzeit auf der Bühne keine Vorstellungen stattfinden, ist das Deutsche Theater weiterhin als Gesprächs- und Diskussionsforum präsent. Das gilt für gesellschaftspolitische und soziale Befunde und auch für Expertisen zum Klimawandel, wie sie in der Veranstaltungsreihe Klimawandel – was tun? zur Diskussion gestellt werden. Mit dem Deutschen Theater, der Regionalgruppe „Scientists for Future“ und dem Göttinger Klimaschutzbeirat hat sich ein Bündnis formiert, das neben Ursachen und Folgen des Klimawandels auch Lösungsmodelle und Handlungsmöglichkeiten thematisieren will. Auf der DT-Bühne wurde die Reihe mit Kurzvorträgen, Interviews und Expert:innengesprächen vorgestellt, die am kommenden Donnerstag online an den Start geht.
Eine Initialzündung ist das Bündnis zur Veranstaltungsreihe Klimakrise – was tun? für DT-Intendant Erich Sidler unter mehreren Aspekten. Das betrifft den Zusammenschluss von Wissenschaft und Politik, Kunst und Kultur bei wichtigen globalen Themen wie dem Klimaschutz, aber auch die Frage, wie darüber wissenschaftlich und anschaulich informiert wird, um differenzierte Meinungsbildungsprozesse zu ermöglichen. Nicht nur im gesellschaftspolitischen Diskurs, sondern auch der Klimafrage betont Siedler die notwendige Medienkompetenz, nachdem ein Großteil des Diskurses sich bereits ins Netz verlagert hat: „Die Frage, wie recherchiert wurde und woher die Information kommt, ist eine Kompetenz, die wir uns dringend aneignen müssen, um zu unterscheiden zwischen dem, was relevant ist, und dem, was manipulativ oder auch polemisch ist. Wir wollen den Diskurs wieder lokal und wir wollen ihn analog mit Informationen aus erster Quelle.“
Den Ursachen und Folgen des Klimawandels widmet sich die Veranstaltungsreihe zum Auftakt. Geplant sind zwei Kurzvorträge mit dem Hamburger Meteorologen und Meeresforscher Dirk Notz, an die sich Gespräche per Chat mit dem Publikum anschließen. Es gibt außerdem ein Interview mit dem Göttinger Kinderkardiologen Martin Hulpke-Wette über die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels. In zwei weiteren Kurzvorträgen mit dem Physiker Alok Wessel und dem Humangeographen Michael Fink vom Team der Göttinger Scientists for Future geht es um die entscheidenden Verursacher des Klimawandels und um das Pariser Klimaschutzabkommen. Noch sehr viel Unwissenheit über den Klimawandel registriert Fink in der Bevölkerung: „Das Thema muss raus aus den akademischen Kreisen und mehr in die Öffentlichkeit mit dem Theater als wunderbarem Forum“, so Fink. Nach dem Abend, der sich den Grundlagen der Klimaforschung und der aktuellen Entwicklung widmet, geht es in den nachfolgenden Interviews, Vorträgen und aktuellen Befunden auch um Verantwortlichkeiten, Handlungsmöglichkeiten und wirksame Konzepte, um Emissionen abzubauen und die Verschwendung von Ressourcen. Nils König vom Vorstand des Klimaschutzbeirates der Stadt kündigt für den 15. Mai einen Vortrag der Kölner Neurowissenschaftlerin Maren Urner an, die Verhaltensmuster und Reaktionen auf klimatische Veränderungen sondiert hat.
„Dann wollen wir im zweiten Teil der Veranstaltung ganz konkret darüber reden, was kann ich tatsächlich tun, welche Maßnahmen kann ich persönlich ergreifen.
Wir haben Videos gedreht mit guten Beispielen sozusagen, wie man aktiv etwas machen kann. Wir wollen das runterbrechen auf die Ebene: Wie muss ich mich auch politisch verhalten und wie muss ich mich einmischen, damit beim Klimawandel was passiert.“
König verweist auf das Bürgerbegehren Göttingen Klimaneutral 2030, das am 20. Mai zur Diskussion steht. Dazu stellt Dina Epperlein, die Leiterin des Neuen Referates für nachhaltige Stadtentwicklung das Konzept für den Klimaplan der Stadt Göttingen vor, der zurzeit entwickelt wird. Im Gespräch sind weitere Initiativen, die sich in Göttingen für Umwelt und Klimaschutz engagieren. Die Göttinger Oberbürgermeisterkanditat:innen hat das Veranstaltungsbündnis für das Abschlussforum am 17. Juni zum Auftakt der Göttinger Klimatage eingeladen, um auch mit ihnen und dem Online-Publikum über Klimaschutzkonzepte für die Stadt und ihre konkrete Umsetzung zu diskutieren.