Am 2. Oktober 2014 war der ungarische Pianist Igor Tchetuev zu Gast im Claiver-Salon.
Nach einleitenden Worten von Gerrit Zitterbart betrat er den Salon und begann sofort zu spielen. Er verschmolz direkt mit seinem Instrument und schien während des Spiels um sich herum alles zu vergessen.
Die gewählten Stücke gehören nicht zur bekanntesten Klavierliteratur und werden teilweise auch selten vorgetragen. Was eigentlich schade ist, weil gerade das erste Stück, die Sonate As-Dur von Beethoven, durch eine ungewöhnliche Satzzusammenstellung auffällig ist. In dieser Sonate steht am Anfang beispielsweise ein Variationssatz mit sehr unterschiedlichen Motiven. Mal Melodien im legato, Figuren im staccato und dann beides übereinander gelegt. Der dritte Satz ist hier ein Trauermarsch zwischen einem Scherzo und einem Allegretto eingebettet. Durch schwere Klänge und ein langsames Tempo wird man als Zuhörer in eine traurige Stimmung versetzt. Diese wird durch das abschließende Allegretto wieder gehoben.
Dass drei Walzer von Chopin aus einem Opus zusammen gespielt werden ist eher selten. Dabei ergibt es durchaus Sinn, wenn man sie zusammen vorträgt. Erst dann wird der Zusammenhang klar, denn die Walzer aus op. 34 haben Ähnlichkeit zum Aufbau einer Sonate. Die Sätze kontrastieren durch unterschiedliche Tempi zueinander, stehen aber durch die Tonart zueinander in Beziehung. Die Zuhörer waren wohl daher unsicher, ob sie dazwischen applaudieren sollten, oder nicht. Der erste Walzer op. 34,1 hat ein schnelles Tempo. Dagegen hat der Walzer op. 34,2 einen melancholischen Charakter und ist recht langsam. Der dritte Walzer op. 34,3 kontrastiert dazu stark durch ein rasches Tempo mit vielen Verzierungen und einer knackigen Kürze
Nach der Pause erklang Schumanns Kreisleriana, die laut Zitterbart bis dahin im Claiver-Salon noch nicht zu hören waren. Das Stück bezieht sich auf die fiktive literarische Figur des Kapellmeister Kreislers, die von E. T. A. Hoffmann erfunden wurde. Johannes Kreisler ist ein vom Wahnsinn bedrohter Musiker, der in mehreren Werken Hoffmanns auftaucht. Schumann wollte diese Figur in Musik umsetzten und tat dies durch acht einzelne Fantasiestücke, die kontrastreich zueinander aufgebaut sind. Man könnte die Gestaltung der Stücke auf Schumanns Charakter zurückführen, der Stimmungsschwankungen hatte und später wahnsinnig wurde.
Die unterschiedlichen Spielanweisungen wurden von Tchetuev mit unterschiedlicher Tempogestaltung und Spieltechnik umgesetzt. Dennoch wären präzisere dynamische Kontraste an einigen Stellen wünschenswert gewesen, die den Charakter und die Stimmung der Stücke womöglich noch besser hervorgehoben hätten. Daher war es eher schwierig sich in die Musik einzufühlen und sich darin wieder zu finden.