Das Orchester Göttinger Musikfreunde und die Chöre „La Chorale des Cahors“, „La Schola du Moustier de Montauban“ konzertierten in St. Johannis
Es war ein schönes Signal der Völkerverständigung, dass das Orchester Göttinger Musikfreunde am Vorabend der französischen Präsidentschaftswahlen zwei Chöre aus Cahors und Montauban eingeladen hat. Es handelte sich um den Gegenbesuch nach einer Konzertreise nach Südfrankreich vor einigen Jahren. Damals wie heute stand das Werk „Les sept dernières paroles du Christ en croix“ („Die sieben letzten Worte Jesu Christi am Kreuz“) von Théodore Dubois auf dem Programm. Man merkte den beiden Chören an, dass sie dieses Werk der französischen Spätromantik gut beherrschen: die knapp 60 Sängerinnen und Sänger waren sehr präsent – und genau so wirkte auch die Musik, die hierzulande weitgehend unbekannt ist. Aber so vorgetragen war dies durchaus eine Bereicherung des Konzertrepertoires. Dubois verlangte zur Chorpartie drei Solisten, die von Joana Caspar (Sopran), Sebastian Köchig (Tenor) und Jean-Christophe Fillol (Bariton) verkörpert wurden. Joana Caspar gefiel mit ihrer kraftvollen und lyrischen Stimme und auch Jean-Christophe Fillol konnte mit großer Stimme aufwarten, während Sebastian Köchig mit seinem schlanken Tenor bisweilen Mühe hatte, sich akustisch durchzusetzen. Denn das Orchester spielte unter dem Dirigat von Johannes Moesus beherzt auf. Allerdings kostete Moesus die dynamische Bandbreite des Werkes voll aus, und so kamen in den leiseren Passagen nicht nur Sebastian Köchig gut zur Geltung, sondern auch zum Beispiel die Holzbläser.
Diese ließen sich im zweiten Werk des Abends ein wenig aus der Fasson bringen. Die Messe in D-Dur von Antonín Dvořák war von den französischen Chorsängerinnen und -sängern bei weitem nicht so gut vorbereitet. Das lag natürlich auch am Schwierigkeitsgrad des Werkes, der durchaus höher einzuschätzen ist als bei dem Werk von Dubois. Die Choristen „klebten“ deutlich mehr an den Noten, ohne sie dabei immer zu treffen. Es gab etliche Unsicherheiten in Intonation und Genauigkeit. Da mutete es eher an ein Wunder an, dass die Holzbläser immer wieder zurückfanden. Was auch am Dirigenten lag.
Ohne großes Aufhebens brachte Moesus die Akteure zusammen. Dadurch und durch sein lebendiges, einfühlsames Dirigat konnte die Musik Dvořáks ihre Schönheit, ihren Melodienreichtum aber auch den religiösen Ernst entfalten. Neben den Streichern im Orchester hatten die nun vier Solisten, ergänzt um die junge Katarina Andersson mit ihrer schönen Altstimme, sowie der Organist an der kleinen Chororgel in der Johanniskirche (den Namen verschwieg das Programmheft) großen Anteil daran, dass die Aufführung das Publikum berührte.
Das war am freundlichen Schlussapplaus in der gut gefüllten Kirche deutlich zu spüren. So konnten sich die Musikerinnen und Musiker aus den beiden Nationen nach dem Konzert gegenseitig beglückwünschen – und das nicht nur zum Ergebnis der Wahlen in Frankreich.