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Junges Theater

Die Geschichte eines störrischen Helden

Information
Premiere von »QualityLand« als szenische Lesung mit Musik
Rezension von Tina Fibiger - Erschienen am 9.März 2022

Der Roman QualityLand vom Autor der Känguru-Chroniken Marc-Uwe Kling wurde vom Jungen Theater Göttingen in einer szenischen Lesung mit Musik auf die Bühne gebracht. Tina Fibiger war bei der Premiere dabei.

Irgendwas läuft schief in der schönen Neuen Netzwelt von QualityLand. Peter Arbeitsloser hat auch gerade keinen leichten Stand. Seine Freundin Sarah hat sich für ein Partner-Update entschieden. Auf dem Tablet bestätigt ihm QualityCare ein ziemlich mieses Level im gesellschaftlichen Ranking und dann liefert ihm die Drohne vom Premiumservice The Shop einen pinkfarbenen Delfinvibrator, den er sich angeblich wünscht und jetzt einfach nicht mehr loswird. Das angeblich perfekte System macht schließlich keine Fehler, wie sie jetzt auf der Bühne des Jungen Theaters in komischen und absurden Variationen demonstriert werden. 

JT-Intendant Nico Dietrich hat die Geschichte des störrischen Helden in Marc-Uwe Klings Roman QualityLand als szenische Lesung inszeniert, bei der sogar Androiden und persönliche digitale Assistenten ihre vielfarbig funkelnden Augen gern mal verdrehen. Es funktioniert eben nicht alles perfekt in einem System von Algorithmen und virtuellen Profilen. Mit Jens Tramsen als Peter Arbeitsloser begeben sich Agnes Giese, Jan Reinartz und Dorothea Röger auf diese Odyssee durch QualityLand und sind dann als digitale Helfer ebenso präsent wie als Systemgaranten oder als Erzähler:innen bestens für den Gang der Ereignisse gerüstet.

Da Kling in seiner unterhaltsamen Dystrophie genüsslich mit Scherz, Ironie, Satire und tieferer Bedeutung jongliert, bekommt das JT-Team jede Menge Steilvorlagen, um die virtuelle Zukunft in eine komödiantische Schräglage zu manövrieren. Auf überflüssige und anspruchsvolle Figuren wurde für diesen Abend verzichtet, wie Agnes Giese als E-Poetin Kalliope 7.3. dem Publikum ankündigt: „Jetzt lesen drittklassige Schauspieler aus der Provinz ihre Texte mit verstellten Stimmen.“ Aber da sich szenische Fantasien bei einer szenischen Lesung nicht vermeiden lassen, gibt es auf der Bühne natürlich keine literarische Tischgesellschaft. Im Einsatz sind virtuelle Taxis, die sich mit Tablet-Support in virtuelle Taxis verwandeln und menschliches Verhalten im Straßenverkehr simulieren können. Als Drohnen sammeln sie Servicepunkte, damit sie nicht als renditeschwacher Schrott entsorgt werden. Und sie mischen als altersweise Hacker im virensicheren Plastikzelt das virtuelle Profil von Peter Arbeitsloser mit realistischen Befunden auf. Es gibt auch eine illustre Gesellschaft von ausgemusterten Androiden, die Peter als Maschinenverschrotter heimlich länger beherbergt, anstatt sie unmittelbar zu entsorgen. Auf der Bühne blitzen, funkeln, brummen und kreiseln auch die Metall- und Plastikkreationen, die Felix von Nostiz-Wallwitz (Konzept und Figurenbau) aus einer Fülle von Haushalts-Alltagsrequisiten komponiert hat. Auch Kampfroboter mit einer posttraumatischen Belastungsstörung, Drohnen mit Flugangst und Staubsauger mit Messie-Syndrom werden für diesen abenteuerlichen Mix aus Lesung und Performance gebraucht, um die Verhältnisse in QualityLand ein bisschen nachdenklich aufzumischen. Der erste Teil des Abends widmet sich vor allem dem frustrierten Hänger, der ohne Freundin im Profilranking als „Nutzloser“ von seinen vermeintlichen Sozialkontakten ausgemustert wird und jetzt auf gewohnte Serviceleistungen des Systems verzichten muss. Der rätselt dann auch noch eine ganze Zeit über diesen unliebsamen Delphinvibrator, für den ihm in der gesamten Servicehierarchie bis zum Konzernboss das Rückgaberecht verweigert wird. 

Genüsslich illustriert und parodiert das Schauspiel-Team seine Tour de Force durch soziale Netzwerke, medienwirksame Auftritte und Offensiven im Twitter-Format, raus aus dem Looser-Ranking. Sein Profil inklusive aller möglichen und unmöglichen Wünsche, Bedürfnisse und Konsumgewohnheiten wird zwar weiterhin von Algorithmen diktiert, aber das vermeintlich perfekte System bekommt es künftig verstärkt mit ihm zu tun, möglicherweise auch auf der JT-Bühne. 

Marc-Uwe Kling hat sein QualityLand bereits mit einer Romanfortsetzung bedacht und so lässt sich mit dem offene Finale dieser turbulenten szenischen Leseperformance auch wunderbar spekulieren, was mit dem immer noch renitenten Maschinenverschrotter und seinen umtriebigen Androiden an den Tablets noch alles passiert.

QualityLand von Marc-Uwe Kling in der Inszenierung von Nico Dietrich feierte am 4. März seine Premiere im Jungen Theater Göttingen. Weitere Vorstellungen stehen im März und April auf dem Spielplan. Diesen finden Sie hier im Kulturkalender des Kulturbüros sowie hier auf der Homepage des Jungen Theaters.