In der ungewöhnlichen Besetzung mit zwei Geigen und einer Bratsche gestalteten Mitglieder des Göttinger Symphonieorchesters die Rathausserenade. Es erklangen Werke von Dvořák und Kodály.
Die Viola scheint den Ton anzugeben für die beiden Violinen. Aber das vor allem für diese matt schimmernde Grundierung, in der sich jetzt die beiden Violinen entfalten, um sich mit der Viola auf einen mehrstimmigen Gesang mit Antonín Dvořáks C-Dur Terzetto einzustimmen. Für ihre Rathausserenade hatten sich Dmitri Feinschmidt (Violine), Nazelí Arsenyan (Violine) und Yair Lantner (Viola) auf ein Programm mit Raritäten verständigt. Selten haben Komponisten für ihre Streichtrios der Viola den Vorzug vor dem Cello gegeben. Dabei lassen sie für die Musiker wie auch für das Publikum im Alten Rathaus wunderbare Entdeckungen machen, wenn es wie an diesem Abend zu faszinierenden Saitenströmen mit Dvořáks Terzetto und mit der Serenade von Zoltán Kodály kommt.
„Die Arbeit freue ihn ebenso sehr, als wenn ich eine Sinfonie schriebe“ heißt es im Programmheft über einen Brief Dvořáks an seinen Verleger, um bereits mit der Introduzione ein kleines Feuerwerk zu entzünden. Gezupfte tanzendeTöne schwingen sich auf wie zu einer spontanen Tour de Force mit spontanen dramatischen Ausbrüchen, in denen ein Gewebe facettenreicher melodischer Figuren ausschwärmen kann. Impulsiv pulsierend begegnen sich hier die drei GSO-Musiker:innen, als ob sie einander die Motive zuspielen, um sie in ihren Variationen weiter zu nuancieren und gleichzeitig auf die nächste harmonische Wendung gespannt sind, der die gemeinsame Saiten-Poesie beflügelt. Sie schöpfen aus lyrischen Momenten und mythischen Sphärenklängen bis es wieder an der Zeit ist für einen beschwingenden Tanz oder auch ein fröhliches Gelage, das an ein Commedia dell’arte Szenario denken lässt, bei dem sich die Gaukler wechselseitig mit artistischen Figuren überraschen.
Auch in Zoltán Kodálys Serenade blitzt immer wieder ein artistisches Vergnügen auf, das er in traditionelle Motive seiner ungarischen Heimat einbettete. Wieder ist es die Viola, die den atmosphärischen Raum grundiert, sei es für eine sanfte Elegie oder eine Saitenstimme der Wehmut, die sich schon bald wieder in einen tänzerischen Kosmos begibt, oder einen Moment von dramatischem Aufruhr hin zu einem belebenden Finale.
Nazelí Arsenyan, Dmiti Feinschmidt und Yair Lantner feiern mit diesem Abend auch ein musikalisches Fest. Ursprünglich sollte ihr Konzert bereits vor zwei Jahren stattfinden und musste dann aufgrund der Pandemie immer wieder verschoben werden. Umso größer ist die Freude, jetzt endlich diese farbenreich pulsierenden Streichertrios auch ein Publikum zu erkunden.
Mit den beiden Zugaben knüpfen sie an die berührende Wirkung an. In einem Lied von John Dowland lassen sie seine Klangwelt von der schönsten Saite aufleuchten, um sich mit ihren Instrumenten in einem armenischen Gebet auch einen Moment der musikalischen Andacht zu widmen.
Die nächsten Konzerte des Göttinger Symphonieorchesters:
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