Moyo und Lily haben Sehnsucht nach einer anderen Welt. Katastrophenbilder fluten im Jungen Theater die Bühnenleinwand, während die Geschwister nach einem Ausweg suchen. Es sind märchenhafte Wesen, die ihnen zur Seite stehen, weil sich das Ensemble des Yola-Clubs mit seinem Leiter Sascha Gebert am liebsten auf Fantasiereisen begibt. »Zwischen zwei Welten« haben sie ihr gemeinsames Theaterabenteuer genannt, das zum Auftakt der Clubproduktionen am Jungen Theater seine Premiere feierte.
Sobald die Bilder von brennenden Landschaften, Giftgaswolken und atomaren Blitzen verblassen, zeigt sich auf der leeren Bühne bereits die erste Fantasiegestalt, die mit ihren mechanischen Bewegungen so gar nicht märchenhaft anmutet, weil sie auf Befehle programmiert ist. Neben dem kleine Stahlmann erscheint zum Glück ein umtriebiger Geist, der sich nicht nur gerne von Ort zu Ort zaubert, sondern dort sogar finstere Gestalten besänftigen kann. Schon bald befinden sich die Geschwister in einem Land, in dem noch Vögel zwitschern und Blumen duften. So ganz in Ordnung ist die Welt in diesem märchenhaften Delvanien leider auch nicht mehr. Da gibt es diesen gierigen Fabrikbesitzer, der Zwerge, Hexen und Einhörner für sich arbeiten lässt und alle Wesen gewinnbringend programmieren möchte. Die Stimmung am Hof von Prinzessin Delvani könnte ebenfalls besser sein. Immer nur Gummibärchen und Limonade zum Frühstück macht einfach keinen Spaß, wenn man gerade Lust auf ein Stück Brot hat, das scheinbar nirgendwo zu bekommen ist.
Die Fantasiefiguren der jugendlichen Theatermacher im Alter von 10 bis 12 Jahren bringen oft ganz vertraute Eigenschaften und Haltungen mit, die sich auch ihr Nachwuchspublikum gut vorstellen kann. Eine königliche Dienerin hat natürlich keinen Bock, ständig allen zu Diensten zu sein. Und warum sollten kreative Zwerge, die in der Fabrik dröges Kunsthandwerk produzieren müssen, nicht einfach mal einen Arbeitskampf anzetteln. Dann hat sogar ein Einhorn magische Wirkung, wenn der Fuß des Fabrikbesitzers ein Loch bekommt und endlich mal ins Nachdenken kommt. Der hat schließlich lange genug versucht, Maschinenwesen ohne Gefühle zu produzieren, die nur noch auf sein Kommando hören und neben der Umwelt auch das Miteinander vergiften, um noch mehr Gewinn für sich zu erwirtschaften.
Wunderbar anschaulich und spielerisch vermitteln sich in dieser Theaterstunde »Zwischen zwei Welten« akute Fragen zur profitablen Ausbeutung von Ressourcen, zur fortschreitenden Umweltzerstörung und zur drohenden Klimakatastrophe. Dagegen protestieren auf der Bühne eben auch Märchenfiguren, die nicht alles mit sich machen lassen wollen, so wenig wie die jungen Theateraktivisten des Yola-Clubs. Sie machen sich mit viel Fantasie und ein bisschen Magie ans Werk und auch mit kleinen und großen Mutproben für ein gemeinschaftliches Miteinander.
Die Produktion des Yola-Clubs des Jungen Theaters »Zwischen zwei Welten« feierte am 12. Juni 2022 Premiere. Eine weitere Vorstellung steht am 18. Juni um 15 Uhr auf dem Spielplan. |