Die Triobesetzung Flöte, Viola und Harfe ist nach wie vor sehr ungewöhnlich – auch wenn das Trio Charolca dies als „klassische Besetzung des 20. Jahrhundert“ bezeichnet. Zu verdanken ist diese Kombination von Blas-, Zupf und Streichinstrument dem Komponisten Claude Debussy. Dessen Sonate für Flöte, Viola und Harfe stand auch im Mittelpunkt des Konzerts, das das Trio Charolca im Aulakonzert auf Einladung der Göttinger Kammermusikgesellschaft präsentiert hat.
Debussy komponierte seine Sonate im Jahr 1916 und fand sogleich Nachahmer. So zum Beispiel der englische Komponist Arnold Bax (1883–1953), der als begeisterter Irland-Freund natürlich auch ein Freund der Harfe war. Sein „Elegisches Trio“ ist eine keltische Hommage – gegossen in impressionistische Klänge. So startete der Abend in der Universitätsaula mit sphärischen Klängen, aber auch mit virtuosen Solostellen in allen drei Instrumenten. Anne-Cathérine Heinzmann (Flöte), Roland Glassl (Viola) und Andreas Mildner (Harfe) setzten so schon gleich zu Beginn des Konzertabends Ausrufezeichen, in dem sie sowohl die Virtuosität auf dem eigenen Instrument zeigten als auch ein perfektes Miteinander: die musikalischen Themen wurden den Mitspieler:innen nahtlos übergeben, was bei den doch sehr unterschiedlichen Instrumenten verblüffte.
Augenzwinkernd ging es im Programm weiter. Es folgten Zitate von Giacomo Puccini, der ein großer Fan der Musik Debussys war. Der 1988 geborene Komponist und Dirigent Andras Luca Beraldo arrangierte Arien aus Puccinis Opern – ein großes Vergnügen sowohl für die Musizierenden als auch für die Zuhörer:innen.
Auch die »Sonatine pour piano« von Marice Ravel wurde für Flöte, Viola und Harfe arrangiert. Der Harfenist Carlos Salzedo arbeitete die anspruchsvollen Passagen gut heraus. Alle drei Instrumente erzeugte große Spannung und zahlreiche Facetten der Musik Ravels.
Debussys Sonate für Flöte, Viola und Harfe erklang dann als Hauptwerk des Abends nach der Pause. In Debussys Musik erklingt viel Melancholie, was für deutlich weniger Spannung, Dynamik und Tonumfänge sorgt als noch bei der Musik von Maurice Ravel.
Den Abschluss bildeten die »Deux Interludes« von Jacques Ibert, ursprünglich komponiert für Flöte, Violine und Cembalo. Die Harfe war allerdings vom Komponisten als Instrument ebenfalls vorgeschlagen. Flöte und Viola ließen zunächst im Menuett ein ergreifendes Duett erklingen, das von der Harfe begleitet wurde. Das Zupfinstrument trat hingegen beim zweiten Stück hervor: wie eine Flamenco-Gitarre spielte Andreas Mildner sein Instrument und zeigte die ungewöhnlichen Möglichkeiten einer Harfe.
Zum Abschluss erklang die Ouvertüre von »Hänsel und Gretel« von Engelbert Humperdinck, arrangiert von Andreas Mildner selbst. Diese wunderbare Musik zauberte ein Lächeln in die Gesichter der Konzertbesucher:innen und schuf die Klammer des ungewöhnlichen Programms.
Der Leitung der Göttinger Kammermusikgesellschaft sei ein Dank ausgesprochen, in der Reihe der Aulakonzerte auch ein solches Trio zu platzieren. Das Trio Charolca spielt auf einem hohen Niveau, technisch brillant, musikalisch perfekt aufeinander abgestimmt und mit großer Empathie für die Kompositionen. Wenn dann das Lächeln in den Gesichtern der Musiker:innen sich auf das Publikum überträgt, kann man wohl von einem gelungenen Abend sprechen.