Am Vorabend des 2. Advents erklang in der Göttinger St. Johanniskirche das Oratorium »Elias« von Felix Mendelssohn Bartholdy. Als Gastautor hat Pastor i.R. Rudolf Schmidt das Konzert besucht und erinnert an die lange Aufführungsgeschichte in dieser Kirche.
Felix Mendelssohn Bartholdy hat die Erstaufführung seines großen Oratoriums »Elias« in deutscher Sprache nicht mehr erlebt. Nach der englischen Uraufführung in Birmingham am 29. August 1846 zog sich die deutsche Fassung doch länger hin. 1847 erschien ein von Mendelssohn noch selbst erarbeiteter deutscher Klavierauszug, aber schon am 4. November 1847 erlag er einem Schlaganfall und Mendelssohns früher Tod bereitete allen weiteren Planungen ein Ende.
Im vergangenen Jahrhundert wurde Mendelssohns Elias in Göttingen vielleicht das erste Mal 1971 aufgeführt. Hermann Amlung begann mit dieser Aufführung seine Arbeit mit der Göttinger Stadtkantorei, die in ganz Nordduschland für Aufsehen sorgte. Wieder aufgeführt hat Amlung den Elias dann 1974, 1978, 1988 und 1994. Sein Nachfolger Bernd Eberhardt führte 2004 den Elias auf, in einer allen Mitwirkenden in Erinnerung bleibenden Aufführung, weil der Solist des Elias nach dem ersten Rezitativ einen Schwächeanfall erlitt und ins Krankenhaus gebracht werden musste, aber der Tenor dann auch die Elias-Rolle spontan übernahm und so die Aufführung mit grandiosem Erfolg zu Ende gebracht werden konnte.
Nun fand am Vorabend des 2. Advents wieder eine Aufführung des »Elias« in der St. Johanniskirche statt, deren festlicher Raum dem Oratorium noch einen guten Rahmen vermittelte. Die St. Petri-Kantorei Weende und die Stadtkantorei aus Gehrden bei Hannover bildeten einen großen Chor, der die gut besuchte, aber nicht ausverkaufte Kirche mit seinem vollen Klag gut füllte. Das Werk hat eine Fülle von musikalischen Perlen zu bieten: einmal für die Solisten, zum anderen für einen klein besetzten Kammerchor und dann den großen Chor, der mit machtvollen Chören das ganze Werk trägt. Martin Kohlmann wusste die vielen Sänger und das Junge Philharmonische Orchester aus Hannover gut zusammen zu halten. Die großen Chöre, besonders eindrücklich neben den Anrufungen Baals das Erscheinen Gottes am Horeb, zeigten die Qualität der Probenarbeit. Auch wenn der Chorklang gelegentlich etwas differenzierter hätte sein können, so überzeugten doch die sehr saubere Intonation, die sicheren Einsätze und die spürbare Freude aller Beteiligten an diesem großen Werk. Eine Besucherin meinte zwar, der Elias sei doch keine adventliche Musik und wies vor allem auf die großen Baal-Chöre hin, aber mir scheint der Hinweis am Ende des Oratoriums auf das Kommen des Messias doch ein guter adventlicher Abschluss zu sein.