Zum Ende der Ausstellung »Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen« und zum Ende des Kirchenjahres hat Kantor Stefan Kordes mit seinem Kammerchor St. Jacobi den »Totentanz« von Hugo Distler in den Mittelpunkt der Abendmusik am 19. November gesetzt.
Die 14 im Jahr 1932 vertonten Sprüche zum Ewigkeitssonntag wurden dem Cherubinischen Wandersmann des barocken Lyrikers Angelus Silesius entnommen. Verbunden werden diese Chorsätze durch Texte von Johannes Klöcking (1883-1951).
Entstanden ist ein Zyklus des bei der Entstehung 26jährigen Komponisten, in dem der Tod in Dialog mit seinen Opfern tritt und sie zum Tanz bittet. Distler komponierte die Chorpassagen in sehr unterschiedlichen Stilen. Genau diese verschiedenen Stile haben Kordes und sein Kammerchor vorzüglich herausgearbeitet. Engagiert und lebendig (wenn man das bei dem Thema sagen darf) gestalteten die Sänger:innen ihren Part.
Als verbindendes Element zählen auch die Flötenstücke, die Distler zur zweiten Aufführung »Totentanz« Aufführung im Jahr 1934 in Kassel komponierte. Leonie von Alvensleben gestaltete diese Variationen des Liedes „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“ für Flöte solo wunderschön, gleichsam als meditative Oasen zwischen den Spruchmotetten und den aufwühlenden Texten.
Als Sprecher fungierte Dirk Tiedemann, früherer Pastor an St. Jacobi. Engagiert gestaltete er seine Textpassagen. Das taten auch die Choristen, die einzeln ebenfalls die Texte aus dem Zyklus vorgetragen haben. Da sie das ohne Mikrophon tun mussten, waren sie größtenteils akustisch unverständlich. Das ist schade, weil in Distlers »Totentanz« Text und Musik eine besonders enge Verbindung zueinander darstellen. In dem Fall wäre das Abdrucken der gesprochenen Texte auf dem Programmzettel sehr hilfreich gewesen.
Die gesungenen Passagen waren allerdings sehr eindrücklich. Die Musik erklang keineswegs so spröde, wie Distlers Musik heute bisweilen gilt. Besonders hervorzuheben ist die genaue Intonation im Chor – haben doch die Tonarten der Stücke jeweils Bezug aufeinander. Überhaupt spielte Distler mit verschiedenen Kompositionsstilen, inspiriert wurde er auch von den »Sprüchen vom Leben und Tod« von Leonhard Lechner oder der Motette »Selig sind die Toten« von Heinrich Schütz.
Kordes entschied sich aber bei den korrespondierenden Werken für eine andere Auswahl: es erklangen Motetten und Choräle von Johann Bach und Johann Christoph Bach.
Am Ende setzte der Applaus nur zögerlich ein, was aber wohl eher mit dem Thema des Abends zusammenhing. Auch wenn manchen vielleicht Applaus zum Ewigkeitssonntag unpassend erscheint, verdient die künstlerische Ausführung auf jedenfalls ein lautes „Bravo“!