Am 22. und 23. April erklangen in der Jacobikirche fünf Bachkantaten, die Kantor Stefan Kordes für die 5. Bach-Tage an St. Jacobi vorbereitet hatte.
Für die 5. Bach-Tagen an St. Jacobi hat Kantor Stefan Kordes fünf Kantaten ausgewählt, die für die Zeit nach Ostern vorgesehen sind: am Freitag, den 22. April erklangen die Kantaten BWV 6 Bleib bei uns, denn es will Abend werden (vorgesehen für den 2. Ostertag) und BWV 42 Am Abend aber desselbigen Sabbaths(vorgesehen für den Sonntag Quasimodogeniti, also den Sonntag nach Ostern). Am Samstag erklangen drei Kantaten: BWV 37 Wer da gläubet und getauft wird (für den Himmelfahrtstag), 86 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch (zum Sonntag Rogate, in diesem Jahr am 22. Mai) und BWV 104 Du Hirte Israel, höre (zum Sonntag Misericordias domini (in diesem Jahr am 1. Mai).
Für die Aufführungen hatte Kordes Mitglieder der Kantorei St. Jacobi, die Gesangssoliten Anna Nesyba (Sopran), Rebekka Stolz (Alt), Clemens Löschmann (Tenor) und Gotthold Schwarz (Bass) sowie das Barockorchester L’Arco aus Hannover eingeladen.
An beiden Abenden war die Jacobikirche sehr gut besucht, deren Kollekten hoffentlich entscheidend zur Finanzierung des durchaus kostspieligen Projektes Bach-Kantaten mit freiem Eintritt gesorgt haben. Zusätzlich gab es aber auch Unterstützung der Stiftung Dirk und Ingeborg Fandrey, dem Landschaftsverband Südniedersachsen, der Stiftung St. Jacobi sowie der Stadt Göttingen. Ohne eine zusätzliche Förderung sind solche Projekte definitiv nicht mehr zu realisieren.
Für die Chormitglieder der Kantorei St. Jacobi war es das erste Chorprojekt seit langer Zeit, in der gemeinsam und öffentlich gesungen werden konnte. Ein klein wenig mehr Vorbereitungszeit wäre vielleicht wünschenswert gewesen. Dann hätten die Sängerinnen und Sänger mehr aus den Noten schauen können und so flexibler auf das Dirigat von Stefan Kordes reagieren können, das von der Truhenorgel aus erfolgte. Auch die Textverständlichkeit hätte sicher weniger gelitten. Im Solistenquartett stach der wunderbar helle Tenor von Clemens Löschmann hervor.
Die Orchestermitglieder mussten spontan einige coronabedingte Ausfälle und Umbesetzungen verkraften. Am zweiten Aufführungstag musste sogar der Konzertmeister nach einem positiven Test absagen – womit eine der beiden Geigenstimmen unbesetzt blieb. Birgit Fischer übernahm aber die Solostimme der ersten Geige in der Tenor-Arie in BWV 86 „Der Glaube ist das Pfand der Liebe“. In der Kantate 86 war erneut eine Solo-Violine gefragt, die die Alt-Arie „Ich will doch wohl Rosen brechen“ begleitet. Diesen Part hatte Kordes an der Orgel übernommen und konnte so seine Virtuosität unter Beweis stellen.
Das Kantaten-Projekt von Kordes wird fortgesetzt: Vom 8. bis zum 10. Juli finden die 6. Bach-Tage an St. Jacobi statt. Diese können dann hoffentlich unbeschwerter vorbereitet und durchgeführt werden. Diese wunderbare, noch junge Tradition der Bach-Tage an St. Jacobi hätte das auf jeden Fall verdient.