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Händel-Festspiele
»Verstimmung in Arkadien«

Zauberhaft verstimmtes Spiel

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Zweites Stiftungskonzert in der Aula
Rezension von Jens Wortmann - Erschienen am 17.Mai 2022

Mit dem etwas sperrigen und kryptischen Titel Verstimmung in Arkadien wurde von den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen am fünften Festspieltag zum zweiten Stiftungskonzert eingeladen. Was aber dann von Mayumi Hirasaki, Lorenzo Ghielmi und Michael Freimuth geboten wurde, war das Gegenteil von „sperrig“: allerbeste Unterhaltung auf höchstem Niveau.

Gemeint war mit der „Verstimmung“ die Kunst der Scordatura an der Geige: Komponisten in der Barockzeit haben bisweilen die Umstimmung einer Saite auf einen anderen Ton vorgeschrieben. Das Ergebnis einer solchen Umstimmung ist, dass speziell bei dieser Saite ein anderer Klang entsteht. Aber es entsteht auch die Möglichkeit, Tonarten zu nutzen, die in der normalen Stimmung nur schwer bis gar nicht zu greifen sind.

Die Konzertmeisterin des Concerto Köln und international gefragte Barockgeigerin Mayumi Hirasaki hatte gleich mehrere Instrumente mitgebracht, auf denen die Saiten entsprechend bereits umgestimmt waren. 

Eine Geige mit normal in G-D-A-E gestimmten Saiten hatte sie natürlich auch mit dabei, die auch gleich zu Beginn zum Einsatz kam: Die Violinsonate Nr. 1 D-Dur des italienischen Barockkomponisten Arcangelo Corelli. Händel hatte Corelli in Rom getroffen, Händels italienischer Stil ist sicher von Corelli beeinflusst. Mayumi Hirasaki sowie Lorenzo Ghielmi (Cembao) und Michael Freimuth (Laute) zeigten eine große Spielfreude. Natürlich steht die meisterhaft gespielte Violine im Vordergrund. Doch ließ Hirasaki immer wieder Raum für die beiden Continuo-Spieler.

Von den 12 Violinsonaten von Carlo Ambrogio Lonati sind einige mit einer Skordatur versehen. So zum Beispiel die 7. Sonate. Hier sind die beiden oberen Saiten in g und d gestimmt. Wie schön eine „verstimmte Geige“ klingen kann, bewies Mayumi Hirasaki eindrücklich.

Vor Händels Violinsonate in g-Moll erklang eine Weltpremiere der Neuzeit, wie der Cembalist Lorenzo Ghielmi ankündigte: erst vor kurzem ist die kurze Allemande für Cembalo solo von Georg Friedrich Händel aufgetaucht. In der anschließenden Violinsonate ließen die drei Musiker:innen die Barockmusik Händels swingen und ernteten schon vor der Pause großen Applaus in der Aula der Universität.

Mit Händel ging es gleich weiter: die Violinsonate A-Dur und die Sonate a-Moll für Querflöte in einer Bearbeitung für Thorbe solo erklangen.

Mit Pietro Castrucci und Giuseppe Tartini erklangen zum Abschluss wieder die verstimmten Geigen der japanischen Solistin. Hier wurden die Klangveränderungen durch die Umstimmungen noch einmal deutlich – auch dadurch, dass Mayumi Hirasaki die jeweiligen Stimmungen erläuterte.

Das Spiel der in Japan und Deutschland ausgebildeten Geigerin Mayumi Hirasaki zu beschreiben, ist mit „virtuos“ nicht korrekt beschrieben. Sie spielt die Geige mit einer Leichtigkeit, die keinerlei technischen Schwierigkeiten offenbart. Das ist umso bewundernswerter, wenn man bedenkt, dass bei den umgestimmten Geigen komplett andere Griffe erforderlich sind. Bei ihrem Spiel ging es ihr nie um die Zurschaustellung ihres Könnens. Vielmehr zeigte sie mit ihrer perfekten Technik und dem leichten Spiel die Schönheit der Musik – und erreichte damit auch das Publikum.

Als Zugabe erklang auf einer normalen Geige das Largo eines unbekannten Komponisten, bisweilen wird es auch Bach zugeschrieben. Aufregender war die zweite Zugabe. Es erklang noch einmal das zauberhaft verstimmte Spiel Hirasakis mit einem Satz einer weiteren Sonate von Lonati.