Freitag, 27. Oktober 2023
20:00 Uhr – 22:00 Uhr
Deutsches Theater - dt.2
»Nora oder Ein Puppenhaus«
von Henrik Ibsen
Im Hause Helmer wirkt alles perfekt: Pünktlich zu Weihnachten wurde Torvald zum Bankdirektor befördert und seine Frau Nora scheint dieser finanzielle Aufschwung regelrecht zu beflügeln. Doch statt die Idylle zu komplettieren, tritt die Beförderung einiges los. Als überraschend ihre alte Freundin Kristine Linde zurück in die Stadt kommt und Nora sich endlich jemandem anvertrauen kann, wird bald klar, dass sie das Geld keineswegs braucht, um große Geschenke für die Kinder oder teure Kleider zu kaufen. Im Gegenteil: Da Torvald einige Jahre zuvor schwer erkrankt war und nur eine kostspielige Kurreise ihm helfen konnte, hatte Nora ohne Torvalds Wissen bei ihrem Bekannten Krogstad hohe Schulden aufgenommen, die sie mit sparsamer Haushaltsführung und kleineren Nebenverdiensten nur mühsam zurückzahlen kann. Der neue Geldsegen könnte für sie also das Ende der Schulden und damit der Geheimnisse bedeuten. Doch Krogstad versucht wenig später, seinen Einfluss auf Nora auszunutzen: Sie soll ihm eine Stelle in der Bank verschaffen, sonst erzählt er ihrem Mann von dem Schuldschein – und der Tatsache, dass sie darauf eine Unterschrift gefälscht hat. Torvald weigert sich jedoch, und zwar nicht nur, weil die Stelle bereits Frau Linde versprochen ist, sondern auch, weil Krogstad selbst wegen Unterschriftenfälschung in Verruf geraten war und Torvald seinen eigenen Ruf nicht gefährden will.
Und so findet sich Nora in einer scheinbar ausweglosen Situation wieder und muss lernen, ihre anerzogene Passivität abzulegen. Dabei findet sie nicht nur einen radikalen Ausweg aus ihrem Dilemma, sondern erkennt auch, dass das »Puppenhaus«, in dem sie bisher mit Torvald gelebt hat, eher einem Käfig gleicht. Ibsen hat mit seinem 1875 erschienenen Stück eine scharfe Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen geschrieben, die Frauen damals einengten und auf die Position der Ehefrau und Mutter reduzierten. Bis heute zeigt der Text Wege auf, um sich aus dominanten, toxischen Beziehungsmustern und sozialen Rollen zu befreien und selbst zu ermächtigen.
Henrik Ibsen
Der 1828 im norwegischen Skien geborene Henrik Ibsen begann nach der Schule zunächst eine Apothekerlehre, besuchte dann eine höhere Schule und wurde Herausgeber eines Wochenblattes. 1851 wurde er als Hausdichter an das Norske Theater in Bergen berufen, sechs Jahre später übernahm er die Leitung des Kristiania Norske Theater. Trotz seines Durchbruchs als Dramatiker fühlte sich Ibsen in zunehmendem Maße eingeengt und verließ seine Heimat, um die nächsten 27 Jahre seines Lebens in Rom, später in Dresden und München zu verbringen. Nach Norwegen zurückgekehrt, erfuhr er zu seinem 70. Geburtstag zahlreiche Ehrungen und galt bereits zu Lebzeiten als einer der wichtigsten Autoren seiner Zeit. Ibsen starb 1906 in Kristiania.
Regie Marcel Gisler
Bühne Thomas Rump
Kostüme Ilka Kops
Dramaturgie Sonja Bachmann
Mit Gabriel von Berlepsch, Marco Matthes, Volker Muthmann, Andrea Strube, Gaia Vogel
Die Premiere war am 22. September 2023
Ort:
Deutsches Theater - dt.2
Theaterplatz 11
37073 Göttingen
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