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Händel-Festspiele

Ein Ausrufezeichen zum Start

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Händels »Musical Drama« Hercules
von Jens Wortmann, erschienen am 19. Mai 2023
»Hercules« in St. Johannis Göttingen: Lena Sutor-Wernich als Lichas | © Photo: Alciro Theodoro da Silva

Das Motto der diesjährigen Internationalen Händel-Festspiele Göttingen lautet »Hellas!« Zur Eröffnung der Festspiele stand Händels »Musical Drama« Hercules (HWV 60) auf dem Programm. In diesem Konzert setzten die Mitwirkenden nicht nur das Motto perfekt um, sondern nahmen es geradezu wörtlich: der vielumjubelte Festivalbeginn setzt ein markantes Ausrufezeichen – und legt die Latte für die kommenden 14 Tage hoch.

In seinem Musik-Drama haben Händel und sein Librettist Thomas Broughton den Schwerpunkt nicht auf die Heldentaten des Hercule, sondern den Fokus auf dessen Ende gelegt: Hercules kehrt nach seinem Siegeszug gegen Oechalia heim und freut sich auf seine Zeit an der Seite Dejaniras. Diese jedoch blickt eifersüchtig auf Iole, die Tochter des Königs von Oechalia. Dejaniras Eifersucht wird rasend – am Ende bringt sie ihren Gatten um.

George Petrou hat diesen dramatischen Verlauf der Handlung aufgenommen und in eine hoch emotionale musikalische Interpretation gebracht. Das gelang auch deshalb hervorragend, weil ihm ein hochkarätiges Ensemble zur Seite stand: das ist vor allem das Festspielorchester Göttingen (FOG), das hohe Tempi brillant umsetzt, kraftvoll aufspielen, sich aber auch ins Pianissimo zurückziehen kann. Die Perfektion und diese Fähigkeit zur enormen Dynamik macht dieses Orchester zu einem absoluten Spitzenorchester. Das NDR-Vokalensemble steht ihm um nichts nach und ist schon seit vielen Jahren ein fester Partner des FOG und häufiger Gast bei den Händel-Festspielen. Auch hier paart sich perfekte Wiedergabe mit enormen Ausdrucksfähigkeiten. Der Chor war nicht nur von Klaas-Jan de Groot bestens auf seinen Part vorbereitet, sondern folgte Petrou in jedem Detail.

Für die fünf solistischen Partien wurde ein Weltklasse-Ensemble eingeladen. Im Mittelpunkt standen dabei die Mezzosopranistin Vivica Genaux in der Rolle der Dejanira und die Sopranistin Anna Dennis als Iole. Mit zunehmender Dramatik der Handlung wurde Genaux zur rasend eifersüchtigen Gattin. Mit großen Emotionen und einem enormen dramatischen Ausdruck gestaltete sie einen derart überzeugenden Auftritt, dass man nur noch staunend auf seinem Stuhl in der nahezu ausverkauften Johanniskirche saß. Der Gesang von Vivica Genaux wurde nicht nur immer dramatischer, sondern auch immer virtuoser. Nach der Arie »See the dreadful sisters rise!» erntete sie großen Beifall und erste Bravorufe. 

Warum Anna Dennis in Göttingen eine große Fangemeinde hat, wurde bereits in ihrer zweiten Arie »My father!» klar. Sie sang zum Hinschmelzen schön – so unschuldig, wie sie als Iole auch war. So schön, dass man es Hercules zutrauen könnte, sich in diese Frau zu verlieben.

Das Frauenterzett wurde vervollständigt mit der Altistin Lena Sutor-Wernich, die als Lichas in der Rolle der Dienerin von Iole ihr Händel-Debüt in Göttingen gab. Sie konnte sofort überzeugen. Sutor-Wernich hat einen unglaublichen Tonumfang, in allen Lagen brillierte die Sängerin, die erst seit kurzer Zeit als Solistin agiert. 

Den Damen standen Andreas Wolf als Hercules und Nick Pritchard als dessen Sohn Hyllus zur Seite. Während Andreas Wolf mit dem kräftigen, aber ungemein beweglichen, profunden Bass überzeugte, konnte der Tenor Nick Pritchard mit hellem Timbre und warmen Schmelz begeistern.

Begeistert war nach ausgesprochen kurzweiligen dreieinhalb Stunden auch das Publikum: bei stehenden Ovationen flogen den Musikerinnen und Musikern die Bravorufe um die Ohren. Die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen 2023 setzten gleich zu Beginn der Festspiele ein Ausrufezeichen. Auf diesem Niveau kann es weitergehen. Die große Händel-Fangemeinde war zum Start in der Johanniskirche dabei – man wird sich bei den vielen Konzerten und Veranstaltungen gerne häufig wiedersehen.

Jens Wortmann

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