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Beethoven mit großer Reife gespielt

Saskia Niehl und Ji Hwan Hong im Clavier-Salon Göttingen | © Photo: Wortmann

Die „Violinsonaten“ von Ludwig van Beethoven sind für „Pianoforte und Violine“ geschrieben. Die Violine wird also keineswegs „nur“ begleitet, sondern beide Instrumente sind gleichberechtigt. So haben es Saskia Niehl (Violine) und Ji Hwan Hong (Klavier) auch aufgefasst. Im Clavier-Salon von Gerrit Zitterbart haben sie sich die Sonate A-Dur op. 47 (»Kreutzer-Sonate«) und die Sonate G-Dur op. 96 vorgenommen.

Die »Kreutzer-Sonate« gehört längst zum Repertoire einer Violinist:in. In der Entstehungszeit jedoch sprengte die Musik jeglichen Rahmen – wie die zur selben Zeit komponierte Sinfonie Nr. 3 »Eroica« ebenfalls. Die Sonate ist mit einer Dauer von 40 Minuten ungewöhnlich lang und in ihrer Virtuosität stellt sie hohe Ansprüche sowohl an die Violinstimme als auch an den Klavierpart.

Geschrieben hat Beethoven die Sonate für den 25jährigen George Bridgetower. Beethoven selbst war zu dem Zeitpunkt 33 Jahre alt und saß bei der Uraufführung selbst am Klavier. Erst zur Drucklegung des Werkes wurde die Sonate dem französischen Violinvirtuosen Rodolphe Kreutzer gewidmet.

Saskia Niehl und Ji Hwan Hong sind also ungefähr in demselben Alter wie die Künstler zur Uraufführung. Mit großem Ernst nahmen sie die Herausforderung an, das war schon in den ersten Takten deutlich, die zunächst nur der Violine vorbehalten sind. Weite Akkorde und dunkle Harmonien bestimmen den ersten Satz. Mit der milderen Stimmung des zweiten Satzes wurden auch die Mienen von Saskia Niehl und Ji Hwan Hong milder. An der Mimik der Spieler:innen wurde aber vor allem die intensive Auseinandersetzung der beiden mit der Musik deutlich. Und das hat der Wiedergabe ausgesprochen gut getan. Die berühmte »Kreutzer-Sonate« wurde schon extrovertierter gespielt, vermutlich vom Bridgetower selbst auch, wenn man den Berichten Glauben schenken darf.

Es ist aber der nach innen gekehrte Blick, der den Charakter dieser Musik trefflich beschreibt. Und so zeigen Niehl und Hong trotz ihres noch jungen Alters eine große Reife in der Wiedergabe.

Das tut auch der Sonate in G-Dur op. 96 gut. Sie ist fast zehn Jahre später entstanden als die Sonate op. 47. Diese Sonate ist deutlich kantabeler, vielleicht sogar etwas schlichter. Saskia Niehl und Ji Hwan Hong konnten in ihrer Interpretation die Feinheiten der Komposition hörbar machen. Gerade in den Variationsfolgen des letzten Satzes wird deutlich, wie gut die Violinistin und der Pianist aufeinander eingespielt sind: beide Instrumente stehen in einem ständigen Dialog, immer wieder werden Themen und Linien, aber auch Ausdruck und Dynamik an den oder die Partner:in übergeben.

So war der Abend im Clavier-Salon ein großer Genuss, den das Publikum entsprechend mit langanhaltendem Beifall belohnte.

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Jens Wortmann

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