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Komödiantischer Krimi-Plot

David Höhle als "Elliott Nash“, »Der Pavillon« im ThOP: Katja Schneppe als "Nell Nash“ und Alice James als "Mrs Chandler" | © Photo: Dirk Opitz

Elliott Nash hat ein Problem. Und das betrifft ausnahmsweise mal nicht sein aktuelles Krimi-Drehbuch, mit dem es wie so oft nicht voran gehen will. Er muss eine echte Leiche loswerden, um einen realen Erpresser verschwinden zu lassen. Vielleicht bietet sich ja unter dem neuen Gartenpavillon, mit dem ihn seine Frau Nell ziemlich spontan überrascht, die perfekte Lösung an. 

Doch so einfach will es Alec Coppel dem mörderisch aufgelegten Helden in seinem Stück »Der Pavillon« nicht machen. Auch das ThOP-Ensemble versteht sich in der Inszenierung von Vincent Satorius auf Tricks und Tücken, was nächtliche Überfälle, ungebetene Gäste und verdächtige Reaktionen angeht. Das Publikum darf sich von misslungenen Tarnmanövern ebenso überraschen lassen, wie von absurden Wortwechseln und unerwarteten Zwischenfällen, um unter großem Gelächter auch in die ein oder andere komödiantische Falle zu tappen.

Der erste Schuss fällt gleich zum Auftakt. Eine Gestalt stürzt zu Boden, passgenau auf den Wohnzimmerteppich und Dienstmädchen Matilda (Dana Weidner) schreit entsetzt auf. Die vermeintliche Leiche ist nicht nur ziemlich munter, sondern auch sehr wortgewandt. Anders als sein Freund Elliot (David Höhle) versteht sich Harlow Edison (Gabriel Robinson) als Staatsanwalt auf verdächtige Todesumstände und ebenso verdächtige Spuren. Die bekommt der ungeübte Schütze jetzt zu hören, dass er ein lausiger Mörder und dass sein stockendes Drehbuch mit diesem missratenen Platzpatronentestlauf vermutlich nicht in detektivischen Schwung kommen wird. 

Den frustrierten Autor plagt allerdings nicht nur eine Schreibblockade, sondern auch das Leben in der ländlichen Pampa von Long Island mit diesem stilvoll teuren Wohnsitz, für den sich seine Frau immer noch begeistert und ihn jetzt mit einen historischen Gartenpavillon veredeln will. Die kleinen Sabotageakte mit undichten Leitungen und Kurzschlüssen zeigen keine Wirkung, und die interessierte Maklerin Mrs. Chandler (Alice James) muss weiter heimlich vertröstet werden.  

Regisseur Vincent Sartorius lässt all die szenischen Ablenkungsmanöver in Alec Coppels Krimiparodie ausspielen, während das Telefon bereits verdächtig oft klingelt und der Drehbuchautor heimlich an einem realistischen Plot laboriert. Es gibt einen Erpresser, der die lukrative Medienprominenz des Paares dauerhaft bedrohen würde. Also ist ein weiterer Schuss fällig, und da der Pavillon ein solides Fundament benötigt, scheint auch die Entsorgung der Leiche kein Problem, bis die Nachricht von einer weiteren Leiche die Runde macht. Nicht nur der mörderische Held kommt ins Grübeln, wen er da eigentlich in einem pittoresken Duschvorgang mit Frosch-Design verbuddelt hat und schon bald wieder ausgraben muss. Auch sein ermittlungstechnisch wacher Freund Harlow rätselt über diverse Ungereimtheiten, wie sie sich in einem anderen Erpressungsfall abzeichnen, dessen Spuren jetzt in die ländliche Beletage mit Panoramablick auf Gartengrün und Pavillon führen, wo Lukas Steinegger als umtriebiger Handwerker Druker nicht seinen Spaten vermisst.  

Der komödiantische Krimi-Plot hat noch einiges an überraschenden Wendungen, Verdächtigungen und Tarnmanövern aufzubieten und natürlich auch ein paar klassische Zutaten, die sich sehr zum Vergnügen der Zuschauer:innen unterhaltsam zuspitzen. Die haben an dem Aufritt der lautstark polternden Kommissarin Inspektor Jenkins (Renate Hildebrandt) ebenso ihren Spaß wie an der Gerichtsmedizinerin  Doc Wyner (Paula Hausmann) und ihren CSI-Qualitäten und ganz besonders an dem nächtlichen Überfall des erpresserischen Gangster-Duos „The Dook“ und „Louie“, dass Tobias Wojcik und Markus Zobel in bester Mafia-Manier parodieren, bevor zumindest das Rätsel um die Leiche von „Joe the Black (Lukas Steinegger) gelöst wird. Als Erzkomödianten bringen sie auch nochmal Schwung in die 1959 entstandene Szenenfolge von Alec Coppel, der als Schriftsteller und Drehbuchautor mit „Vertigo“ in der Regie von Alfred Hitchcock einen seiner größten Filmerfolge feierte. 

Sein komödiantisches Krimi-Setting hat in den Dialogen und auch in der Figurengestaltung ein bisschen Staub angesetzt. Dem trotzt das ThOP-Ensemble vor allem mit Spielvergnügen und einem überraschenden Krimi-Finale und wird mit stürmischem Beifall gefeiert.

»Der Pavillon« von Alec Coppel hatte in der Inszenierung von Vincent Sartorius am 6. September Premiere am Theater im OP. Weitere Aufführungen stehen am 8., 9., 12., 14., 15., 16., 18., 20., 22. und 23. September auf dem Spielplan.

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Tina Fibiger

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