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Dichte und Intensität

Henryk Böhm, die Kantorei St. Jacobi, die Jenaer Philharmonie und Stefan Kordes | © Photo: Wortmann

Das »Deutsche Requiem« von Johannes Brahms ist eines der bedeutendsten Chorwerke überhaupt – und wird gerne am Ewigkeitssonntag aufgeführt. Und das, obwohl dieses Werk kein Requiem mit kräftigen „Dies irae“-Rufen ist wie die Kompositionen von Mozart oder Verdi. Brahms stellte in seinem Werk die Hinterbliebenen in den Mittelpunkt, sein Requiem ist vor allem trostspendend.

So hat es auch Kantor Stefan Kordes aufgefasst. So schrieb er es in der Einführung im Programmheft, so war es aber auch mit der Kantorei St. Jacobi, der Jenaer Philharmonie und den Solisten Anna Nesyba (Sopran) und Henryk Böhm (Bass) zu hören. Vorangestellt hat Kordes noch die »Tragische Ouvertüre« op. 81 von Brahms – eine passende Hinführung und Einstimmung auf das Hauptwerk des Abends.

Schon die Ouvertüre zum Auftakt zeigte, dass Stefan Kordes die Musik von Johannes Brahms schlank und frei von romantisierender Klangschönheit interpretiert. Kraftvoll erklingen die Akkorde der Ouvertüre, und eher nüchtern ist auch der Einstieg in das Requiem zu hören. Zügig greift der Kantor das Eingangsthema an, der Chor stellt das „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“ vor. Dabei wird schnell klar, dass hier zwar zügige Tempi und eine eher entschlackte Interpretation serviert wird, die Dichte und Intensität des Chorklanges aber im Mittelpunkt steht. Das tut dem Werk ausgesprochen gut.

Dieser musikalische Ansatz erfordert von den Mitwirkenden höchste Konzentration bis zum letzten Takt. Dies gelang zwar nicht immer, bisweilen waren Chor und Orchester nicht ganz zusammen. Und am Ende ließen bei einigen Stimmen auch die Kräfte nach. Das ist aber bei den Schwierigkeiten in der Vorbereitung kein Wunder, denn kurz vor dem Konzert erschwerte eine Krankheitswelle die Probenarbeit von Kantor und Chor. Es ist fast ein Wunder, dass das Chorpodest dennoch so gut gefüllt war. Vor allem aber ließ die Intensität der Aufführung nicht nach. Wenn es ganz am Ende heißt „Selig sind die Toten, die in dem Herren sterben, von nun an.“, haben die Sängerinnen und Sänger schon gewaltige Kraftakte hinter sich (wie „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“).

Die beiden Gesangssolisten des Abends folgten dieser Interpretation in gleicher Weise: Henryk Böhm gestaltete seinen Part mit derselben Intensität wie der Chor und mit großem Ausdruck. Anna Nesyba sang ihr „Ihr habt nun Traurigkeit“ entrückend schön mit ihrem hellen Sopran. Dass beide Solisten von der Kanzel sangen, bot große klangliche Vorteile – und fügte auch im übertragenen Sinn eine zusätzliche Ebene in das Konzert ein. 

Das Publikum in der ausverkauften Jacobikirche hat die Dichte und Intensität der Aufführung gespürt – nach dem Schlussakkord blieb es einige Sekunden andächtig still im Kirchenschiff, bevor sich begeisterter Applaus breit machte.

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Jens Wortmann

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