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Sommerkonzert in Bursfelde

Kraft, die nach außen strahlt

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Das Ensemble Sjaella begeisterte in der Klosterkirche
von Jens Wortmann, erschienen am 21. August 2023
Das Ensemble Sjaella in der Klosterkirche Bursfelde | © Photo: Wortmann

Sjael ist das schwedische Wort für Seele. Sechs junge Damen aus Leipzig haben ihrem A-cappella-Ensemble den Namen Sjaella gegeben und knüpfen an diese Vokabel an. Der Mündener Kulturring hat das Ensemble zum Sommerkonzert in die Klosterkirche Bursfelde eingeladen. Bei strahlendem Sommerwetter strömten so viele Besucher aus der ganzen Region nach Bursfelde, dass gar nicht alle eingelassen werden konnten. Diejenigen, die einen Platz ergattern konnten, haben ein unvergessliches Konzert erlebt.

Es gibt so viele Besonderheiten, die Sjaella auszeichnen. Eine davon ist der perfekte Zusammenklang der sechs Stimmen. Man merkt, dass das Ensemble sich gut kennt, die Stimmen einander sehr vertraut sind. Wenn man erfährt, wie lange sie sich schon kennen, wird man stutzig: im Jahr 2005 haben sie sich als Ensemble zusammengetan. Im Jahr 2005? Wie alt waren sie denn damals? 

Sie waren 10 bis 13 Jahre alt und sangen gemeinsam im Kinderchor von Markkleeberg, ein Stadtteil am Rande von Leipzig. Sie hatten eine unbändige Lust zu singen – und das haben sie sich bis heute erhalten. Längst gehört Sjaella zu den ganz großen Namen in der A-cappella-Szene, mit ihrem lupenreinen Gesang begeistern sie Publikum in aller Welt. Gerade sind sie von einer Tournee durch Australien zurückgekehrt.

In Bursfelde präsentierten sie ihr Programm »Nordic Light«. Den Auftakt bildete »Northern Lights« von Ola Gjello mit Texten aus dem Hohelied Salomos. Das Stück sangen Viola Blache (Sopran), Franziska Eberhardt (Sopran), Felicitas Erben (Alt), Helene Erben (Kontra-Alt), Marie Fenske (Alt) und Marie Charlotte Seidel (Mezzosopran) aus dem hinteren Teil der Kirche und bewiesen schon da ihre phantastische Qualität. Wie kann ein Ensemble eine solche Präsenz bewirken, dass der Funke sofort auf das Publikum überspringt – obwohl die Sängerinnen noch gar nicht zu sehen sind?

Bei dem folgenden für Sjaella komponierten Stück »Crystallized« der armenisch-deutschen Komponistin Meredi stockte dem Publikum nahezu der Atem: rhythmische Zischlaute, scharfe, aber kristallklare Tonfetzen, Klangwolken, die in verschiedene Richtungen des Kirchraumes gesungen wurden – immer dichter wurde der Klang, Cluster entstanden. Und auch wenn das alles hoch komplex war, klang die pure Lust am Singen durch Mark und Bein. Wie sagte ein Mitglied von Sjaella in einem Interview: „Es ist, als wenn wir 10 Zentimeter über dem Boden schwingen.“ Ja, so könnte man es beschreiben.

Schon nach diesem Stück kamen die ersten Bravo-Rufe. Und auch im weiteren Programm begeisterten die sechs Sängerinnen. Sie zeigten, dass sie mit keinem Genre Berührungsängste haben. Ob Jazzstandards, Popsongs, Arrangements von barocken Arien wie in dem Zyklus von Passagen aus Henry Purcells »Fairy Queen«. Immer stand größte Leidenschaft, verbunden mit berührender Innigkeit im Mittelpunkt. Die Stimmen verschmolzen, behielten aber ihren individuellen Charakter. Das war deutlich bei den diversen solistischen Einlagen zu spüren.

Im Ensemble stand stets eine ausgewogene Klangbalance und ein atemberaubender musikalischer Ausdruck im Mittelpunkt. In »Die Sternseherin« von Knut Nystedt und in »Stars« von Ēriks Ešenvaldsentführte Sjaella das Publikum in die Welt nordischer Mythen. Um die Sterne klanglich darzustellen, wurden Glasharfen, also mit Wasser gefüllte und auf diese Weise tonal gestimmte Gläser eingesetzt. Selbstredend so klar intoniert, wie die Gesangsstimmen. Nach dem Livischen Schäferlied folgte ein Norwegischs Volkslied, immer arrangiert für das Gesangssextett. Inzwischen gibt es zahlreiche Werke, die eigens für Sjaella komponiert worden sind.

Gleich anschließend ging es mit den Mythen des deutschen Mischwaldes weiter: mit dem »Jägermix« mit deutschen Volksliedern zum Thema Jagd verwoben die Sängerinnen die Musik mit Waldhorn, Schießgewehr und Jägerlatein zu einem ausgesprochen augenzwinkernden Medley.  

Aber auch hier war die Verbundenheit untereinander spür- und hörbar. Gerade bei dem »Jägermix« fühlt man sich bisweilen an die King’s Singers erinnert. Und genau dieses Ensemble stand in den Anfängen von Sjaella häufig Pate bei der Auswahl der Stücke.

Inzwischen sind sie auf allen Bühnen der Welt gefragt. Sie strahlen eine Kraft aus, die nach außen strahlt, wie es in einem Porträt trefflich bezeichnet wurde. Es ist kein Wunder, dass Sjaella zahlreiche Preis auf Festivals und Wettbewerben gewonnen hat. Sechs CDs sind inzwischen mit Sjaella erschienen.

Und wer die sechs Sängerinnen näher kennenlernen möchte, dem sei das Selbstinterview auf YouTube empfohlen:

»Sjaella im Gespräch mit Sjaella«

Ebenfalls sehr hörenswert ist das Porträt des Westdeutschen Rundfunks Porträt des Westdeutschen Rundfunks vom November 2022:

In Bursfelde haben sie ihr Publikum begeistert – und kommen hoffentlich bald wieder in die Region. Ansonsten muss man wohl nach Leipzig reisen, wo sie nicht nur häufig auftreten, sondern auch vom früheren Göttinger Händel-Intendanten Tobias Wolff eingeladen wurden, der mittlerweile Intendant der Leipziger Oper ist: am 20. April 2024 feiert das Ballett »Giselle« Premiere im Opernhaus Leipzig. In dieser choreographischen Uraufführung gibt es „eine sphärische Verbindung von Tanz, Stimme und Körpern und die erste Zusammenarbeit des Ensembles »Sjaella« mit dem Leipziger Ballett und dem Gewandhausorchester.“

Mehr dazu auf www.oper-leipzig.de

Sjael ist das schwedische Wort für Seele. Und Sjaella ist zeigt die Seele von sechs Frauen, „verwoben im Austausch von Stimmen und Körpern“, wie die Oper Leipzig schreibt.

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Jens Wortmann

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