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Alle Register gezogen

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Bernd Eberhardt mit der Göttinger Stadtkantorei in der St. Johanniskirche | © Photo: Wortmann

»Klangraum« heißt die neue Reihe an musikalischen Gottesdiensten in der St. Johanniskirche, die die Tradition der »Motette« aufgreift. Neu ist die Uhrzeit: 17 Uhr statt um 18 Uhr beginnt der Raum in der Rats- und Marktkirche zu klingen. Neu ist auch, dass der geistliche Anteil an Gewicht gewonnen hat. Während früher zur Motette lediglich ein kurzes geistliches Wort gesprochen wurde, ist der »Klangraum«-Termin in St. Johannis zugleich der Hauptgottesdienst des Wochenendes, also versehen mit allen Bestandteilen, die dazugehören. Geblieben ist aber der musikalische Schwerpunkt.

Am ersten Samstag im Mai 2024 hat die Göttinger Stadtkantorei den Klangraum musikalisch ausgestaltet. Kantor Bernd Eberhardt hat seinen Chor vorbereitet für eine Chorreise nach Berlin, wo die Göttinger Stadtkantorei am 11. Mai um 18 Uhr die Domvesper musikalisch gestaltet. Auf dem Programm steht die Messe in D-Dur für Chor und Orgel von Antonín Dvořák, die Orgel spielt der kommissarische Domorganist Marco Heise.

Ihn hatte Eberhardt auch für die Aufführung in Göttingen gewinnen können. Neben der Orgelbegleitung der Dvořák-Messe erklangen zwei eigene Werke des jungen Organisten (Jahrgang 1997) Marco Heise, eine »Arabeske« zu Beginn und das »Poème extatique« am Ende. Das waren zwei großartige Entdeckungen. Heise spielt mit musikalischen Effekten und Zitaten und reizt die Möglichkeiten des Instrumentes voll aus. Er zog im nahezu wörtlichen Sinn alle Register – ganz am Ende wohl auch eher versehentlich den Zimbelstern. Dieses Register erzeugt immer wieder ein Lächeln auf den Gesichtern der Zuhörenden.

Aber auch die Messe begleitete Heise hervorragend. Er nahm die Dynamik von Bernd Eberhardt auf und passte sein Spiel immer wieder dem Chorklang an. So entstand ein wunderbarer Gesamtklang. Zu diesem hatte die Stadtkantorei natürlich erheblich beigetragen. Intonationssicher (mit einigen wenigen Ausrutschern im Sopran) und klangschön (besonders im Tenor) erklang diese bewegende Messe. Durch ihre relativ einfache formale Gliederung hat Dvořák ein Opus von hoher musikalischer Qualität geschaffen. Genau diese waren am Vorabend des Sonntags »Rogate« auch zu hören.

Herbert Howells komponierte 1918 seinen Abendgesang »Nunc Dimittis«, der zusammen mit dem Magnificat zu seinen berühmtesten Werken gehört. Howells gilt als Meister der anglikanischen Liturgie. Durch den Einsatz von homophonen Abschnitten und unterschiedlichen Melodien sowie feinen dynamischen Abstufungen im Stück ist die englische Kathedralmusik deutlich erkennbar. Die Stadtkantorei, Marco Heise und Bernd Eberhardt sorgten mit ihrer Interpretation dafür, dass auch die Johanniskirche kurzzeitig zu einer Kathedrale in London wurde.

Das Nunc dimittis, der Lobgesang des Simeon bzw. Canticum Simeonis, ist einer der drei Lobgesänge (Cantica) des Lukasevangeliums (Lk 2,29–32). So wurde der Text der Lesung und auch die Gedanken von Pastorin Dr. Anna-Maria Klassen zum Lobgesang des Simeon und zum Thema Licht aufgegriffen.

Der nächste »Klangraum«-Gottesdienst in St. Johannis findet am 8. Juni zur Nacht der Kultur. »Mit Leib und Seele« werden Stationen im Kirchraum und musikalische Zwischenspiele beschritten. Mit dabei sind Pastorin Dr. Klassen und ihr Team, Bernd Eberhardt, der Posaunenchor St. Johannis. Und der CrossSing Gospelchor. Beginn ist (ausnahmsweise) um 18 Uhr.

Die Göttinger Stadtkantorei ist neben ihrem Auftritt im Berliner Dom am 2. Juni um 19 Uhr in der Johanniskirche zu hören. Sie singt Felix Mendelssohns wunderschöne groß besetzte Psalmen "Da Israel aus Ägypten zog" und "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser". Das Göttinger Symphonieorchester spielt außerdem die hochvirtuose Sinfonietta des französischen Komponisten Francis Poulenc.
Der Abend wird fulminant abgeschlossen mit Poulencs feierlichem "Gloria" für Sopran, Chor und Orchester.

Ein Kommentar

  • In dem Text wurde ursprünglich geschrieben, dass »Nunc Dimittis« 1951 für eine Aufführung in der St. Paul‘s Cathedral in London komponiert wurde. Von der Stadtkantorei wurde jedoch die Fassung gesungen, die Herbert Howells bereits 1918 komponiert hat. Der Fehler wurde im Text korrigiert.

Jens Wortmann

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