Ein junger Schriftsteller arbeitet an einem alternativen Istanbul-Reiseführer. Besondere Orte im bekannten Altstadtviertel Beyoglu will er vorstellen: Buchhandlungen, Kinos, Theater, Clubs, die berühmten alten Konditoreien. Er selbst lebt in einem angrenzenden Viertel, das einer Baustelle gleicht: überall Baulärm und Betonstaub. Wie Krebsgeschwüre breiten sich die Schneisen der Vernichtung allmählich über die Grenzen seines Wohnorts aus und erfassen die historischen Straßenzüge. Mit der Zerstörung der alten Bauten löst sich das Buchkonzept in Luft auf. Der Autor fragt sich, worüber er noch schreiben kann, wenn alle sozialen und kulturellen Treffpunkte verschwinden. Schlaflosigkeit und Alpträume beginnen ihn zu plagen, und parallel zum Transformationsprozess der Stadt wird auch er äußerlich ein anderer. Seine Stimme verändert sich. Er zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Seine Freunde sind beunruhigt... 

Der 1978 in Istanbul geborene, inzwischen mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete Hakan Biçakci hat sich beim jüngeren Publikum in der Türkei seit 2002 mit bisher zwölf Romanen, Erzählungen und Kurzgeschichten einen Kultstatus erarbeitet. Von der US-Zeitschrift Newsweek wurde er zu den zwanzig besten türkischen Gegenwartsautoren gezählt. Sein Roman Schlaftrunken führt ins Zentrum des heutigen Istanbuls und beschreibt Gentrifizierung und skrupellose Bauprojekte in der Metropole seit dem Machtantritt von Erdogan. Er ist ein bitterer literarischer Kommentar zu den teils verheerenden Entwicklungen am Bosporus. 

Die Übersetzerin Arzu Altuğ hat den Roman für den Dağyeli Verlag ins Deutsche übertragen und stellt den in Deutschland bislang noch unbekannten Autor in ihrer Lesung vor.