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Aulakonzert

Kontrastreiche Wechsel

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Trio Bohémo
von Sophia Schultze, erschienen am 26. April 2023
Das Trio Bohémo in der Aula der Universität | © Photo: Michael Schäfer

An einem schicksalsreichen Tag im Jahre 2019 trafen der Geiger Matouš Pěruška, die Cellistin Kristina Vocetková und der Pianist Jan Vojtek, alle drei tschechischer Herkunft, in Budapest aufeinander und beschlossen bald darauf, ein Klaviertrio zu gründen, das Trio Bohémo. Nach zahlreichen gewonnenen Musikpreisen wie dem Internationalen Filippo Nicosio Preis 2021 in Italien und einem ersten Platz beim Internationalen Johannes Brahms Wettbewerb, ebenfalls im Jahr 2021, und Auftritten auf internationalen Musikfestivals wie dem Classix Festival in Rumänien im Frühjahr 2023 gab das Trio am 23.04. ein Konzert in der Aulakonzerte Reihe der Kammermusikgesellschaft Göttingen in der Aula am Wilhelmsplatz.

Auf dem Programm standen das 2. Klaviertrio op. 9 von Sergej Rachmaninoff, das Klaviertrio op. 15 von Bedřich Smetana und »Dvořák on Cyprus« von Marios Christou, ein modernes Stück aus dem Jahr 2022. Den Anfang bildete das Klaviertrio von Rachmaninoff, ein technisch hoch anspruchsvolles Werk, gefüllt mit gefühlvollen, langsamen Passagen, aber auch mit heiteren Stellen; mit wilden Fortissimi, gefolgt von sich nur langsam steigernden Abschnitten: kurz gesagt, ein Stück voller Gegensätze und feuriger Leidenschaft. Alle drei Sätze waren geprägt von großen Kontrasten. Los ging es im ersten Satz recht ruhig. Das Klavier spielte ein begleitendes Ostinato, über dem die Geige und das Cello abwechselnd solistisch auftraten. Trotz der begleitenden Funktion des Klaviers nahm es dabei keinesfalls eine unwichtige oder schlichte Rolle ein. Die Klavierstimme war stets detailliert und komplex, meisterhaft ausgeführt von Jan Vojtek. Unterbrochen wurde dieser ruhige Einstieg plötzlich von einem wallenden Crescendo, einem Ausbruch von Dynamik und Spannung, der sich alsbald wieder legte und einer moderateren Stimmung Platz machte, bei der die Streicher, diesmal insbesondere das Cello, erneut solistisch auftraten und das Klavier die begleitende Grundlage lieferte. So zog sich dieser Wechsel zwischen stürmisch und gemächlich durch das gesamte Werk. Mal stand die Geige als Soloinstrument im Vordergrund, mal das Cello; an manchen Stellen stach sogar das Klavier solistisch hervor. Der zweite Satz bestand aus Variationen der Themen des ersten Satzes, die im gleichen Wechsel von Fortissimo und Mezzopiano präsentiert wurden. Den Beginn des dritten Satzes bildete eine kraftvolle Forte-Passage des Klaviers, abermals gefolgt von dynamisch gegensätzlichen Passagen. Nach einer Rückkehr zum Anfangsthema des ersten Satzes endete das Stück in einem langsam ausklingenden Schluss.

Nach der Pause ging es weiter mit Bedřich Smetanas Klaviertrio op. 15. In vielen Aspekten war dieses Stück Rachmaninoffs Klaviertrio nicht unähnlich. Auch Smetanas Klaviertrio war geprägt von einem kontrastreichen Wechsel zwischen wilden fortissimo Passagen und ruhigeren, sanfteren Stellen. Die Geige und das Cello waren ebenfalls hauptsächlich solistisch tätig, während das Klavier hauptsächlich begleitend auftrat. In Smetanas Stück stand die Geige jedoch deutlicher im Vordergrund, während das Cello öfter eine begleitende Rolle einnahm. Auch waren die fortissimo Passagen vor allem im ersten Satz deutlich wilder. Das Klavier war dort so aufbrausend, dass es die Geige und das Cello quasi übertönte. Im zweiten Satz waren sie dagegen weitaus milder und weniger ausschweifend. Im dritten Satz bekam das Cello wieder eine solistischere Rolle als in den ersten beiden Sätzen, und während Rachmaninoffs Klaviertrio einen langsam ausklingenden Schluss besaß, endete Smetanas Stück mit einem Knall. 

Nach diesen beiden hoch anspruchsvollen Stücken, sowohl für die MusikerInnen als auch für das Publikum, bei denen alle drei Mitglieder des Trio Bohémo ihr großartiges Können unter Beweis stellen konnten und ohne Zweifel künstlerisch an ihre Grenzen getrieben wurden, bildete Marios Christous »Dvořák on Cyprus« als das letzte Stück des Abends durch seinen deutlich leichteren Charakter einen großen Kontrast zu den ersten beiden Werken. Auch dieses Stück war geprägt von kontrastierenden Passagen, doch schwankte hier der Charakter der Musik zwischen ernst bis fast schon melancholisch und heiter bis komisch: eine willkommene Abwechslung, die wahrlich verdient mit tosendem Beifall belohnt wurde.

Hinweis: Das Programm für den Abend wurde kurzfristig geändert. Ursprünglich war statt »Dvořák on Cyprus« geplant, Franz Liszts »Ungarische Rhapsodie« als das letzte Stück des Abends zu spielen. Leider hatte sich das Programm der ursprünglichen Planung bis in die Konzertrezension verirrt - der Fehler wurde inzwischen behoben.

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Sophia Schultze

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