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Woggon

Schönheit finde ich nur im Weinen

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Konzert im Modegeschäft mit Anna Katharina Schuch (Mezzosopran) und Elias Tulchynsky (Barockvioline und Cembalo)
von Jens Wortmann, erschienen am 06. September 2023
Elias Tulchynsky und Anna Katharina Schuch im Modegeschäft Woggon in Göttingen | © Photo: Wortmann

Ein Konzert in einem Modegeschäft ist etwas Ungewöhnliches. Am vergangenen Montag begrüßte Holger Michalski im Modegeschäft WOGGON Anna Katharina Schuch (Mezzosopran) und Elias Tulchynsky (Barockvioline und Cembalo).

Die beiden jungen Künstler:innen kommen aus Leipzig, wo sie beide studieren: Anna Katharina Schuch historischen Gesang und Elias Tulchynsky Barockvioline. Ihr Programm haben sie mit »Grenzgänge« überschrieben.

In der Tat zeigte sich spätestens mit der Sonate Nr. 1 für Solovioline von Johann Sebastian Bach, dass dieses Motto mit der Programmauswahl getroffen wurde. Die technischen Herausforderungen für den Spieler sind enorm. Elias Tulchynsky, Sohn des GSO-Bratschers Igor Tulchynsky, stellte sich diesen Herausforderungen. Bach hat diese Sonate besonders streng komponiert, es gibt nur wenig Möglichkeiten, einen melodischen Bogen zu schlagen. Die Musik wirkt dadurch bisweilen eher technisch. Das Publikum in dem vollbesetzten Verkaufsraum von Woggon belohnte diese Leistung mit großem Applaus.

Zuvor eröffnete Anna Katharina Schuch den Abend mit zwei höfischen Arien von Michael Lambert (1610–1696) und Sébastien Le Camus (1610–1677), begleitet von Tulchynsky am Cembalo. Die Sängerin sieht die Grenzgänge eher im Inhalt ihrer ausgewählten Arien: es geht stets um die Liebe und die damit verbundenen Hoffnungen und Enttäuschungen. In der Arie »L’Eraclito amoroso« der Komponistin Barbara Strozzi (1619–1677) heißt es „Schönheit finde ich nur im Weinen“. Mit großen Emotionen trug die Mezzosopranistin ihre Arien vor. 

Das gilt ebenso für die Arien von Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi.

Elias Tulchynsky trug ein weiteres Stück von Johann Sebastian Bach vor. Die Sonate d-Moll BWV 964, eigentlich für Violine geschrieben, präsentierte er in der Klavierfassung, deren Urheberschaft nicht ganz geklärt ist. Deutlich wurde in seinem Spiel die Polyphonie, die Bach in seine Sonaten für Violine solo einkomponiert hatte. In der Bearbeitung für das Tasteninstrument wurde die Musik deutlich zugänglicher. Das gilt erst recht für das Schlussstück des Abends, dem »Vertigo« von Joseph-Nicolas-Pancrace Royer (1703–1755). Gewaltige Akkorde und scharfe Akzente zeigten hier auch die Grenzen auf. Am Ende bekannte der Musiker: „Eigentlich ist mir jetzt ein wenig schwindelig, aber die Zugabe kriege ich noch hin!“ Gemeinsam trugen Anna Katharina Schuch und Elias Tulchynsky die »Aria di Giovanni« von Bach vor, einer „barocken Schnulze“, wie Tulchynsky das Stück Bachs bezeichnete. „Willst du mir dein Herze schenken“, heißt es in diesem kurzen, amüsanten Werk.

Zwischen Kleider, Pullovern, Hosen, Taschen und Schuhen, vor sich stehend ein Glas Wein genoss das Publikum die Atmosphäre an diesem ungewöhnlichen Konzertort. Zum Teil wechselten die Auslagen am Abend noch die Besitzer. So entsteht die berühmte Win-Win-Situation ganz von alleine: die umtriebigen Kai Woggon und Reinhold Brink schaffen in ihrem Modegeschäft immer wieder ganz besondere Situationen für die Kund:innen und Gäste. Und Holger Michalski kann an diesem Ort immer wieder ganz besondere Konzertabende realisieren. Das nächste Mal ist das am 4. Dezember der Fall. An diesem Abend tritt der Kontrabassist Felix von Werder in Aktion, es ist ein Abend mit Akkordeon und Kontrabass mit einem Programm von Bach bis Piazolla.

 

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Jens Wortmann

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