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St. Jacobi

Wechsel der Perspektiven

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Epiphanias-Konzert mit dem Istvánffy Vokalensemble Budapest
von Antonia Fiege, erschienen am 09. Januar 2024
Vokalensemble Istvánffy aus Budapest in der St. Jacobi Kirche | © Photo: Wortmann

Der 6. Januar, an dem das Fest der Heiligen Drei Könige gefeiert wird, ist auch Epiphaniastag, der an die Erscheinung Gottes als Kind erinnert. So war es auch bei dem diesjährigen Epiphaniaskonzert mit dem Vokalensemble Istvánffy aus Budapest in der St. Jacobi Kirche.

Dieses Mal ist es jedoch ein wenig anders. Bei diesem Konzert sollen die Gäste nämlich nicht wie üblich dem Geschehen frontal gegenüber auf den Bänken sitzen, sondern sie sollen alles hautnah miterleben können. Dafür wurden die Stühle an den Seiten des Chorraums platziert – ein Experiment, wie es genannt wird. Der Sinn ist dabei tiefergehend – und aus einem Konzertabend wurde eine eher eine musikalische Andacht. Der ungarische Komponist und Kirchenmusiker Lőrinc Muntag ließ sich nach seinem letzten Besuch in der St. Jacobikirche von dem mittelalterlichen Altar inspirieren. So wurde der Abend im Generellen sowie die musikalische Begleitung um die ersten acht Bilder gestaltet, die hinter dem Altar der Kirche zu sehen sind, und die verschiedenen Abschnitte der Lebensgeschichte von Jesus zeigen. Da der Altar und die dargestellten gotischen Bilder Inspiration und Fokus der Andacht waren, sollten diese für die Gäste auch die ganze Zeit sichtbar sein.

Das Programm beginnt mit dem ersten Bild, welches die heilige Maria zeigt, der von dem Erzengel Gabriel die Empfängnis eines Kindes prophezeit wird. Maria wird dabei zur Leitfigur des ersten Abschnitts. Besonders einprägend ist dabei die Botschaft, die durch sie vermittelt wird: Wir sind Maria! Auch wir sollen uns nicht fürchten, auch wir sollen Gott annehmen, diesem Vorbild folgen.

Die weitere Geschichte erstreckt sich von der Geburt von Jesus über die Anbetung der heiligen drei Könige, die Flucht von Joseph und Maria mit ihrem Sohn nach Ägypten bis hin zu Jesus Jugend, in welcher sich seine Weisheit immer deutlicher zeigte, und letztendlich seiner Taufe. Besonders hervorzuheben ist dabei die Vielfältigkeit, mit der jene Geschichte erzählt wurde. Neben der bildhaften Darstellung über die Kunstwerke fand sich eine Narration der zugehörigen Bibeltexte, welche dann vom Vokalensemble nochmals musikalisch umgesetzt wurden.

Das Vokalensemble Istvánffy, das für diesen Auftritt aus Ungarn angereist war, verlieh sowohl Geschichte als auch Gottesdienst eine eindrückliche Lebendigkeit. Die Hymnen und Antiphonen aus dem gregorianischen Zeitalter sowie die Werke der Spätrenaissance brachten dabei das Altertümliche in die Wirklichkeit. Die vorher verlesenen Verse, nun gesungen in lateinischer Sprache, wurden dabei mit einer beeindruckenden Diversität an musikalischer Vokalität vorgetragen. Neben Solo-Darbietungen mit gregorianischen Gesängen, die das Publikum in eine meditative Stimmung versetzten, imponierte der Chor auch mit seinem Gesang einerseits durch einstimmiges Singen, andererseits durch Wechselgesänge und mehrstimmige Werke. Zusätzlich verliehen die verschiedenen Timbres, die Klangfarben der fünf Sänger:innen, mit einem Wechselspiel aus hoher und tiefer Stimmlage den vor allem langsam gesungenen Liedern eine komplementäre Dynamik.

Während sich der Inhalt des Erzählten und Gesungenen vor allem auf das Vergangene bezieht, stellte der Gottesdienst eine zum Denken anregende Verbindung zur Gegenwart, aber auch für Zukünftiges her. Hierbei beruhte der Fokus auf den Leiden unserer modernen Welt durch das Internet, soziale Netzwerke, aber auch Terror und Krieg. Inmitten dieser erbärmlichen Lage gebe es allerdings Grund zur Zuversicht. Denn Gott habe diese Welt nicht verlassen. Vielmehr leide er mit. 

Das Ziel des Andachts-Konzertes war ein Wechsel der Perspektiven. Der fehlende Abstand zwischen Publikum und Predigern wirkt in diesem Sinne vereinigend, verleiht dem Gedanken, dass Gott unter den Menschen ist, neue Qualität.

Das Resultat ist eine veränderte Sicht auf das gegenwärtige Leiden. Ein Blickwinkel, der Hoffnung macht.

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Antonia Fiege

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