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Semesterabschlusskonzert des Universitätsorchesters

Sinfonik des Ostseeraums: Lebhafter Dialog

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von Jasmin D'Amico, erschienen am 30. Januar 2024
Das Göttinger Universitätsorchester, Saskia Niehl (Violine) und Antonius Adamske (Dirigent) in der Universitätsaula | © Photo: D'Amico

Am vergangenen Wochenende präsentierte sich das Göttinger Universitätsorchester mit seinem Semesterkonzert. Auf dem Programm Stand »Sinfonik des Ostseeraums« mit der »Helios-Ouvertüre von Carl Nielsen, Tschaikowskis Violinkonzert und Jean Sibelius' Sinfonie Nr. 2. Als Violinistin konnte Saskia Niehl begeistern. Kulturbüro-Autorin Jasmin D'Amico hatte das Konzert am Sonntag besucht. 

In den Klanggeweben eines Universitätsorchesters verschmelzen nicht nur Töne zu harmonischen Melodien, sondern auch Studierende verschiedenster Fachrichtungen zu einer kreativen Symbiose. Die Verbindung von akademischer Vielfalt und musikalischem Talent verleiht diesem Orchester eine ganz besondere Note, die in Göttingen eine große Beliebtheit erfährt. 

Nachdem in der vergangenen Woche schon die Akademische Orchestervereinigung Göttingens (AOV) ihren Abschluss des Semesters präsentieren durften, schloss sich nun das Göttinger Universitätsorchester mit seinem Semesterabschlusskonzert am 26. und am 28. Januar an. Das Thema, das die Studierenden des Orchesters mit ihrem musikalischen Leiter Antonius Adamske und dem Leiter der Universitätsmusik Jens Wortmann präsentierten, stand ganz im Motto der nordischen Romantik mit dem Titel »Sinfonik des Ostseeraumes«. Zahlreiche Besucher füllten auch am zweiten Konzertabend die Aula der Universität. Die Nachfrage war so groß, dass noch zusätzliche Stühle aufgebaut werden mussten, um allen Besucher:innen einen Platz zu ermöglichen. 

Nachdem das Orchester unter großem Applaus den Saal betrat, leitete Antonius Adamske mit ein paar kurzen Worten zum ersten Werk der »Helios-Ouvertüre« des dänischen Komponisten Carl August Nielsen den Abend ein.

Das durch die griechische Mythologie geprägte Stück wurde durch die tiefen Streicher eingeleitet, die langsam in einem Andante tranquillo Spannung aufbauten. Begleitet wurde diese Einleitung durch die vereinzelten Akzente der Hörner, die den Sonnenaufgang einläuteten. Nach und nach stieg das Orchester ein, wobei die Streicher zunächst die Melodie der Ouvertüre entfalteten, welche danach durch die Holzbläser weiterentwickelt wurde. Die Musik erschuf hier malerisch das Bild des Sonnenaufganges, wie er in der Mythologie über Helios - der seinen Pferdekarren über die Himmelskuppe treibt - beschrieben wird. Im Verlauf baute sich das Stück im Hauptteil zu einem schnellen Tempo des Allegro ma no troppo auf. Seine besonders majestätische Stimmung ist hier dem Zusammenspiel aus Blechbläsern und Streichern zu verdanken, die den Höhepunkt des Tages charakterisieren. Nachdem die Dämmerung des Tages durch eine Vereinigung des gesamten Orchesters beeindrucken konnte, endete die Helios Ouvertüre wie sie begann – im Andante tranquillo. Wo zu Beginn des Stückes der Sonnenaufgang durch eine Instrumentensteigerung verbildlicht werden konnte, so endete es durch einen instrumentalen Decrescendo, der bis hin zu einem piano der Cellisten die Nacht verkündete und damit den Bogen zum Auftakt schließen konnte und Spannung für die nächsten Werke des Abends aufbaute.

Klassisch für einen solchen Konzertabend stand ein Solo-Konzert, das »Violinkonzert in D-Dur« von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, auf dem Programm. Zur Lebzeit des russischen Komponisten stark kritisiert, gehört es heute zu einem der beliebtesten Violinkonzerte, was auch durch die Begeisterung des Publikums am Abend des 28. Januar bestätigt werden konnte. Das Stück begann im ersten Satz mit einem Allegro moderato, in dem besonders die ersten Violinen und die Holzbläser das Motiv trugen und die Einleitung für die Solo-Violine bildeten. Für diesen Part konnte das Göttinger Universitätsorchester die 27-jährige Geigerin Saskia Niehl gewinnen, die an der Musikhochschule in Hannover in der Soloklasse studiert und sich dieser virtuosen Herausforderung mit Bravour stellte. Mit viel Gefühl leitete sie die Vorstellung des Themas ein. Tschaikowski weicht hier von der üblichen Sonatenform ab, sodass die Kadenz der Solistin schon in der Durchführung des Satzes und nicht wie üblich in der Reprise seinen Platz fand. Die Schwierigkeit des Stückes liegt für die Solo-Violine besonders in dem Abverlangen von technischer Perfektion durch allerhand komplexe Passagen. Auch die Präzision der Bogenführung, sowie Phrasierung der emotionalen Tiefe von Tschaikowskis Werk stellen eine Herausforderung dar, die Saskia Niehl virtuos und imponierend meisterte. Das Zusammenspiel von Orchester und Solo-Violine ist sowohl durch ein kraftvolles als auch durch einen leicht in den Hintergrund tretendes Orchester untermalt der durch das punktierte und nuancierte Dirigat von Antonius Adamske den Schlüssel einer eindrucksvollen Interpretation darstellte.

Das im zweiten Satz auftretende Andante wurde durch die Holzbläser eingeleitet. Insbesondere die Querflöte erschuf eine melancholische Melodie, die von der Solo-Violine in eine zarte und tief emotionale Musik verwandelt wurde. Saskia Niehl konnte im Kontrast zum ersten Satz den Fokus auf die Expression lyrischer Schönheit und gefühlvoller Momente richten, bei der das Orchester eine begleitende Rolle übernahm. Der anschließende dritten Satz, Allegro vivacissimo, führte aus diesen tiefen Emotionen raus in ein tänzerisches Thema. Er war geprägt durch einen lebhaften Dialog zwischen der Solo-Violine und dem Orchester in einem rasenden Tempo, welcher beiden erhebliches Können abverlangte, bis er schließlich mit einem energischen Finale ein Ende fand. Der Beifall am Ende war groß und der ein oder andere „Bravo“ Ausruf ist zu hören als das Orchester und die Solo-Violinistin Saskia Niehl mit dem Ende des Stückes die Pause einläuteten. In den Reihen hörte man anschließend „mein Gott war das toll!“, was die Leistung der Geigerin und des Orchesters ziemlich genau auf den Punkt brachte.

Nach der Pause ging es im Programm mit der »2. Sinfonie D-Dur« von Johan J. C. Sibelius und somit der dritten und letzten Perspektive innerhalb dieses Konzertes der Ostsee weiter, die auch als „Tanz auf dem Vulkan“ bezeichnet wird. Die Besonderheit liegt vor allem in ihren kraftvollen Melodien, die besonders durch ein dreitöniges Motiv durch alle vier Sätze begleitet wird.  Der erste Satz eröffnete die Stimmung festlich im Allegretto. Dieser beinhaltete auch eine klangliche Vielfalt in dem vor allem die Hörner zu einer kraftvollen Atmosphäre beitrugen. Im dynamischen Kontrast stand dagegen der Spannungsaufbau des zweiten Satzes, der die Bezeichnung empo andante, ma rubato trägt. Dieser begann mit dem Zupfen der tiefen Streicher (pizzicato) und entwickelte sich über die Oboen und Fagotte hin zu den höheren Streichern, während im Hintergrund leichtes Trommeln zu hören war. Insgesamt schenkte der zweite Satz der Sinfonie eine tiefere Dimension, die im dritten Satz, Vivacissimo, lebhaft und dynamisch besonders durch die Streicher und Holzbläser ausgearbeitet wurde. Im vierten und letzten Satz im Allegro moderato, wurde die Spannung und die Klangvielfalt des dritten Satzes in ein heroisches Finale geleitet. Die Dynamik wurde durch eine instrumentale Steigerung hervorgerufen, die schließlich das gesamte Orchester im Tutti vereinten und die Sinfonie mit einem eindrucksvollen Schlussakkord beendeten. Auch nach dieses Werkes erschallte langanhaltender und lauter Applaus in der Aula am Wilhelmsplatz, bei dem die einzelnen Instrumente des Orchesters ihre verdiente Würdigung fanden und die Zuhörer:innen in Staunen versetzte über das, was innerhalb eines Semesters erprobt und mit welch enormen Engagement und Können dem Publikum präsentiert werden kann.

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Jasmin D'Amico

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