Eine Ausstellung in Göttingen will einen Bogen von der Stadtgeschichte zur deutschen Kolonialherrschaft in China um die Wende zum 20. Jahrhundert schlagen. Die Schau „Zwischen Göttingen und 'Tsingtau'“ präsentiere Objekte, Fotos und Briefe aus der damaligen Kolonie, teilte die Leiterin des Städtischen Museums Göttingen, Andrea Rechenberg, am Donnerstag mit. Die Ausstellung wird am 10. März eröffnet.
Eine deutsche Kolonie in China gab es von 1898 bis 1914. Das Deutsche Kaiserreich hatte vom Kaiserreich China die Verpachtung der Region Kiautschou an der chinesischen Ostküste erzwungen. Grund war der Wunsch nach einem Flottenstützpunkt für die Kaiserliche Marine. Hauptstadt des Gebietes war Tsingtau (heute: Qingdao). Im Ersten Weltkrieg kam Kiautschou 1914 unter die Verwaltung des Japanischen Kaiserreichs. Die deutsche Kolonialzeit hat in Qingdao bis heute Spuren hinterlassen, darunter viele Herrenhäuser und eine der größten Brauereien Asiens.
Die Göttinger Ausstellung basiert nach Angaben Rechenbergs auf der Erforschung eines Familiennachlasses, der dem Museum im Februar 2023 übergeben wurde. Der Nachlass stamme von dem Göttinger Bürger Ernst Lehmann, einem leidenschaftlichen Unterstützer der deutschen Kolonialpolitik. Sein Sohn Ewald Lehmann war von 1904 bis 1914 Richter in Qingdao bzw. „Tsingtau“.