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Kunstverein

innen und außen

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Ausstellung Jonathan Baldock »Unearthed« im Alten Rathaus
von Lukas Prießnitz, erschienen am 17. April 2023
Jonathan Baldock »Unearthed« im Alten Rathaus | © Photo: Prießnitz

Das Innen und Außen ist Teil unseres Daseins. Es verändert Blickwinkel, Zugehörigkeiten, aber auch Zusammenhänge. Innen und außen stellt zugleich etwas Heimisches und Beschützendes, aber auch Unheimliches und Beängstigendes dar. Ferner macht das Spiel zwischen innen und außen auch Situationen erst erlebbar und eröffnet die Möglichkeit der Wahl. In der Absicht mit jenen Motiven zu arbeiten, ist innen und außen ein wichtiger Bestandteil der neuen Ausstellung des Kunstvereins Göttingen. 

Im Alten Rathaus Göttingen wurde die Ausstellung Unearthed in den Räumen des Alten Rathauses Göttingens von dem in London lebenden und arbeitenden Künstler Jonathan Baldock eröffnet. Es ist die erste institutionelle Einzelaustellung als auch die erste Überblicksausstellung des Künstlers, die nun auf ein in 20 Jahren gewachsenes Œuvre neu arrangiert und ausgewählt zurückblickt. Federführend waren hierbei die beiden Kurator:innen des Kunstvereins Sarah Crowe und Alke Heykes, die zwar aus dem Gesamtwerk Baldocks haben schöpfen dürfen, jedoch in ihrer Wahl der Objekte und der neuen Komposition nicht von dem Künstler derangiert wurden. Ein nicht unerheblicher Teil der ausgestellten Kunstwerke stammt aus der in London befindlichen Stephen Friedman Gallery. 

Bei den hier gezeigten Arbeiten handelt es sich um Teile aus eigens für bestimmte Kunstausstellungen entworfenen Werksgruppen. Die neuen Arrangements wurden in dieser Zusammenstellung noch nicht gezeigt und stellen in ihrer neuen Form eine ebenfalls neue Erfahrung der eigenen Arbeiten für den Künstler dar, wie Akle Heykes wiedergibt. Die Räumlichkeiten des Alten Rathauses eröffnen einen weiteren neuen Blick auf die Schöpfungen, gaben gleichwohl Anlass Überlegungen des Kurator:innen-Teams neu zu denken und teilweise umzustellen, führt Heykes aus. 

Die Ausstellung ist geprägt von den gewaltigen Ausmaßen der Vorstellungskraft des Kunstschaffenden. Neben den visuell beeindruckenden Objekte besticht die Ausstellung durch auditive und olfaktorische Reize. In den Räumen sind nonverbale Töne zu hören, wie ein Aufstöhnen beim Tragen schwerer Gegenstände, welchen ein universelles Vokabular zugeschrieben wird. Baldock hinterfragt jene Universalität jedoch, da die Töne in anderen Kulturen verschieden gelesen werden können, erklärt der Kurator. Ferner können Besucher:innen Lavendeldüfte an verschiedenen Kunstobjekten wahrnehmen und können auf diese Weise die Objekte different erfahren.   

Jonathan Baldock ist neben der künstlerischen Tätigkeit auch ganz sichtbar Teil der Ausstellung. Der Künstler fertigt die einzelnen Bestandteile eigenhändig an und steht sich selbst Modell. Die gezeigten Augen, Nasen, Zungen oder Füße sind Abbildungen seiner eignen Körperteile. Thema der Ausstellung ist der Mensch, jedoch klingt in den Kunstwerken auch das Thema innen und außen an. Dieses Motiv zieht sich in mannigfaltiger Weise stets durch die Ausstellung. Der in Form eines Bettes dargestellte Kopf des Künstlers kann sowohl von außen als auch von innen betrachtet und erlebt werden. Von außen kann ein auf Tücher abgebildeter Kopf betrachtet werden und im Inneren eröffnet sich liegend auditiv die Lebensgeschichte seiner Mutter. Zudem kann durch Öffnungen in den Textilarbeiten gesehen werden, die Besucher:innen können sich aber auch „reinstellen“, erläutert der Kurator und werden auf diese Weise Teil des Werkes. Ebenfalls findet das Sujet Einlass im Schaffensprozess. Baldock kreierte die Werke für eine bestimmte Ausstellung und verändert sie im Anschluss nicht mehr, wodurch der Abschluss der Arbeit das Eintreten in das Außen für den Künstler bedeutet. Innen und außen erscheint des Weiteren in der Art der Präsentation. Die gezeigten Kokos vermitteln eine Form der Häuslichkeit und der Wärme, die durch das gedimmte Licht im Raum untermauert wird, gleichzeitig vermittelt die Dunkelheit etwas Unheimliches und Beängstigendes, skizziert Alke Heykes. 

Für die Zusammenstellung fokussierte sich das Kurator:innen-Team auf wiederkehrende Materialen und Techniken, beleuchtet Heykes. Die Ausstellungsräume sind in bestimmte Themen unterteilt. Eines der Räume zeigt Objekte, die einem Sinnesorgan gewidmet sind, ein anderer Raum der Commedia dell’arte oder auch der Reproduktion. Jonathan Baldock ist christlich aufgewachsen und hat in späteren Jahren dadurch erkannt, welche Kraft Spiritualität hat und eine andere Welt darbietet. Er ist eine queere Person und dafür musste in den Werken Welten geschaffen werden. Die Spiritualität ist eine dieser Welten, hier zu sein eine weitere. 

Eine beeindruckende und einprägsame Ausstellung, die nicht nur durch ein formidables Œuvre besticht, sondern darüber hinaus eine wohlüberlegte und ansprechend abgestimmte kuratorische Leistung darbietet. Die ausgestellten Werke verbinden auf eine wirkungsvolle Weise den Menschen mit seiner Umgebung. 

Die Ausstetllung »Jonathan Baldock: Unearthed« ist noch bis zum 28. Mai 2023 im Alten Rathaus zu sehen. 

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Lukas Prießnitz

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