Sonntag, 21. April 2024
11:30 Uhr
Stadthalle Göttingen
Göttinger Symphonieorchester
GSO Sonntagsmatinee 4 »Himmlisch«
Mit Sebastian Manz, Klarinette
Sebastian Manz
© Marco Borggreve
Himmlische Romantik am Vormittag: Sebastian Manz‘ Klarinette und Schuberts symphonische Größe
Sebastian Manz, internationaler Solist, Kammermusiker und Solo-Klarinettist des SWR Symphonieorchesters, ist ein Meister seines Fachs. In der Sonntagsmatinee 4 am 21. April 2024 um 11:30 Uhr in der Stadthalle Göttingen bietet sich ihm mit Carl Maria von Webers zweitem Klarinettenkonzert ein virtuoses und romantisch-ausdrucksstarkes Spielfeld. Und Franz Schuberts Große C-Dur-Symphonie, die Chefdirigent Nicholas Milton anschließend präsentiert, gehört zu den wahren Monumenten der Musikgeschichte. Zwei Werke vom Beginn der Romantik – die nicht zuletzt Genuss für die Ohren versprechen.
Die Frage, warum die Konzertspielpläne heute in einem so großen Maße von Werken der Musikromantik bestimmt werden – ebenso wie sich entsprechende Gemäldeausstellungen und Bücher einer wachsenden Nachfrage erfreuen – lässt sich schwer beantworten. Soziologen verweisen gern auf bürgerliche Sehnsüchte nach einer geordneten Welt, die Raum für individuelles Seele-Baumeln lässt. So fliehe der Einzelne vor den Zumutungen des rüden, in der Ferne sogar kriegerischen Alltags. Jedoch ist die Romantik natürlich eine sehr ernst zu nehmende Epoche, deren Entdecken sich auch ohne derlei Flucht-Anlässe lohnt. Und ein Konzert wie dieses verspricht viel reinen Genuss – an dem nichts Verwerfliches zu beanstanden sein dürfte.
Mit seinem zweiten Klarinettenkonzert wies Carl Maria von Weber den Weg für die Klarinettenliteratur des 19. Jahrhunderts. Zudem ging er mit deutlich hervortretenden Bläsern und Pauken sowie mit hin und wieder geteilt spielenden Streichern auch in der Orchesterbehandlung neue Wege. Das Konzert beginnt mit einem frischen Allegro im Viervierteltakt, das Orchester stellt uns sogleich das Hauptthema vor, und die Klarinette vollführt einen halsbrecherischen Sprung über drei Oktaven. Das wird uns noch häufiger begegnen: große, mitunter übergroße Intervalle in der Solostimme. Im Kontrast dazu steht der zweite Satz in Moll. Trotz des eher tänzerischen 6/8-Takts nimmt er durchaus Bezug auf die dunkle Wolfsschlucht-Atmosphäre aus Webers Oper „Freischütz“. Überhaupt ist dieser Satz in einer Art Opernstil gehalten, und auch die Intervalsprünge hören wir hier wieder. Das Finale wird gern für Klarinetten-Vorspiele genommen; hier kann sich der Solist technisch und virtuos zeigen. Im Zentrum steht ein Polonaise-Tanz; Synkopen und ausgelassen-verspielte Klarinettenmelodien prägen diesen Abschluss.
Franz Schuberts 1825/26 entstandene „Große C-Dur“, wie sie kurz und knapp und ehrfürchtig in Musikerkreisen genannt und damit gegen die sechste Symphonie abgegrenzt wird, ist ein Monument der Musikgeschichte. Eines, das beinahe eine Stunde dauert – recht lang für die damaligen Symphonien. Und eines, das die Zeiten mühelos überdauerte. „Die Symphonie hat denn unter uns gewirkt wie nach den Beethovenschen keine noch“, bekannte Robert Schumann. Er war es, der das Manuskript ein Jahrzehnt nach der Entstehung entdeckte; unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy fand die Uraufführung erst 1839 statt. Schumann prophezeite, das Werk werde nicht in Vergessenheit geraten, es trage den „ewigen Jugendkeim“ in sich.
Auch hier also neue Wege, allerdings andere als in Webers Konzert. In seiner achten (in früherer Zählung siebten oder auch neunten) Symphonie bot Schubert all sein Können als eine Art symphonische Quintessenz auf; er selbst verstand sein symphonisches Schaffen zuvor als Fingerübung. Heute – aus der Rückschau – würde man ihn lauthals beschuldigen, er bettele durch Tiefstapelei um Komplimente, aber damals bezweifelte er durchaus, dass seine sonstigen Symphonien gegen die Übermacht von Beethovens Kompositionen bestehen könnten. Noch 1824, also ein Jahr bevor er mit der Arbeit an der Großen C-Dur startete, meinte er, mit seinen vorigen Werken wolle er sich „den Weg zur großen Symphonie bahnen“. Der erste Satz, ein „Allegro ma non troppo“, wird von einem Andante-Teil eingeleitet, der vor allem mit Blick auf die nicht benennbare Tonart spannend ist. Die Große C-Dur startet im Ungefähren. In den Hörnern hören wir erste Motive, aus denen einige Ideen in der gesamten Symphonie gebildet werden. Das ist romantische Offenheit, nicht mehr klassische Formtreue. Diese Symphonie weitet den Horizont, manche Themen finden gar keinen hörbaren Abschluss, Steigerungen ins Endlose wandern über dem Nebelmeer.
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Ort:
Stadthalle Göttingen
Albaniplatz 2
37073 Göttingen
Weitere Termine:
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Sonntag, 9. Juni, 18:00 UhrPS.Halle, EinbeckGöttinger Symphonieorchester Symphoniekonzert 6 »Bolero« EUR 25,30 bis EUR 29,70 Hier gibt es Tickets |
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